Rückblick auf den Grunddurchgang

Fr, 15.8.2014 – Die Division A der LLO beschloss ihren Grunddurchgang an diesem Tag mit einem Dreierturnier, in dem die Vienna Bulldogs überraschend als zweites Team neben den Lawnmowers den Einzug in das Final Four schafften. Die Grasshoppers, die die Liga lange Zeit dominiert hatten, verloren ihre beiden letzten Spiele und belegten somit schlussendlich nur den dritten Tabellenplatz. Am nächsten Wochenende treffen Bulldogs und Lawnmowers im Aufstiegsturnier auf die Schremser Beers und das Team Japan, die die Division B heuer dominiert haben.

Zuvor ist es aber an der Zeit, einen Blick zurück auf den Grunddurchgang der Division A zu werfen:

– Der Spielmodus
Die Austragung von Dreierturnieren stellte eine neue Herausforderung für die Vienna Lawnmowers dar, die zuletzt mehrere Saisonen lang nur Einzelspiele bestritten hatten. Sie konnten der erhöhten Beanspruchung allerdings gut standhalten, insbesondere da der Kader 2014 ziemlich groß war und durch mehrere Rookies und Rückkehrer verstärkt wurde. Auf den Positionen Pitcher und Catcher konnten sich neue Spieler erfolgreich etablieren: Clemens Hlawaty ergänzte Thorsten Brei als zweiter Starting Pitcher, und Rookie Luca von Ameln präsentierte sich als Alternative zu Philipp Sutanto auf der Catcher-Position. Selbst in der sommerlichen Urlaubszeit konnten die Lawnmowers die im Schnitt mehr als elf Innings pro Spieltermin stets kompetitiv bestreiten. Nach dem Nehmen der Kaderhürde profitierte man damit von all den Vorteilen, die die Dreierturniere  bieten: Viele Innings und Plate Appearences pro Spieltermin, zwei verschiedene Gegner pro Spieltermin, keine Schiedsrichtertermine abseits der eigenen Turniere.

– Innings, Innings, Innings!
123,2 Innings spielten die Lawnmowers 2014 in der Defense – das sind mehr, als sie jemals zuvor im Grunddurchgang einer Liga gehabt haben. Mehr Innings bedeuten mehr Spielpraxis und mehr Spielspaß. Wenn sich das vom Kader her bewerkstelligen lässt, sollte jedes Team möglichst viele Innings anstreben. Auch von diesem Blickwinkel her war die Saison 2014 für die Lawnmowers jedenfalls ein Erfolg. Insgesamt wurden 53 der angesetzten 57 Spiele der Liga tatsächlich ausgetragen.

– Die Gegner
Ein Vorteil der Division A 2014 war schon vor Saisonbeginn festgestanden: Alle Mannschaften spielten in oder zumindest sehr nahe von Wien, so dass sich der Reiseaufwand zu den Turnieren für die Lawnmowers sehr in Grenzen hielt. Der zweite Vorteil ergab sich erst im Laufe der Saison, erwies sich dafür aber als enorm: Es zeigte sich, dass die Spielstärken der teilnehmenden Mannschaften nicht nur ziemlich hoch für eine unterste Liga, sondern dass sie darüberhinaus auch sehr ausgeglichen waren. Am Ende der Saison wies das beste Team einen Rekord von .700 in tatsächlich ausgetragenen Spielen, das schlechteste einen von .200 auf. Von den insgesamt 15 Saisonserien der Teams gegeneinander endeten nur zwei mit dem Sweep eines Teams (die Lawnmowers besiegten die Ravens viermal; die Bucks gewannen dreimal gegen die Ravens). Nur wenige Spiele endeten mit Mercy Rule, darunter ein Sieg der Ravens und zwei Niederlagen der Lawnmowers. Alles zusammengenommen konnte man an keinem Tag vor Spielbeginn auch nur mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, welche Mannschaft jeweils den Sieg davontragen würde.

– Hat eigentlich auch irgendetwas nicht gepasst?
Ich muss einräumen, dass ich sehr kleinlich bin, wenn ich hier auch Nachteile des Spielbetriebes anführe. Diese stehen nämlich in keinem Verhältnis zu einer fast perfekten Saison aus organisatorischer Sicht. Der einzige wirkliche ‚Makel‘ ist eigentlich gleichzeitig ein Lob: Neue Mannschaften und Spieler haben es wirklich schwer, in der untersten Baseballliga Ostösterreichs einzusteigen. Die Spielstärke ist in den letzten Jahren so weit gestiegen, dass man als Neuling davon ausgehen muss, ziemlich lange auf verlorenem Posten zu stehen. Die horizontale Teilung der Landesliga in den letzten Jahren verstärkt diesen Umstand weiter, weil die schwächeren Mannschaften auf zwei verschiedene Divisionen aufgeteilt sind. Für Interessenten, die mit Baseball anfangen wollen, ohne schon im Nachwuchsbetrieb gespielt zu haben, wird es zunehmend schwerer. Das ist im Hinblick auf das reichhaltige Angebot an Slowpitch Softball nicht unbedingt ein Nachteil, trägt aber sicher mit dazu bei, dass es in den letzten Jahren im Osten Österreichs kaum mehr zur Bildung neuer Vereine kam. Ein ähnliches Problem ergibt sich für Spieloffizielle: Die unterste Liga sollte neben den Nachwuchsligen eine gute Gelegenheit für neue oder eingerostete Schiedsrichter und Scorer sein, Erfahrung zu sammeln. Aufgrund des hohen Spielniveaus der Division A steigt jedoch auch der Anspruch an die Offiziellen. Vereinzelte schwache Leistungen von Schiedsrichtern oder Scorern fielen daher mehr auf und schwerer ins Gewicht als sie wahrscheinlich sollten.

– Rain on the Lawnmowers‘ Parade
Die Lawnmowers gewannen den Grunddurchgang der Division A mit einem 14:6-Rekord, was auf den ersten Blick sehr stark aussieht. Würde man jedoch bloß die Differenz an gepunkteten und erhaltenen Runs betrachten, wären die Mowers mit einem +21 nur Tabellenvierter (Grasshoppers +36, Cyclones +30, Bulldogs +23). Die Lawnmowers gewannen insbesondere die knappen Spiele, was neben Nervenstärke auch auf einiges Glück schließen lässt. In der Offense haben sie mit Abstand das schlechteste Verhältnis von Walks zu Strikeouts aufzuweisen, während ihre Pitcher umgekehrt sehr wenige Strikeouts im Vergleich zu den abgegebenen Base on Balls erzielten. Der untere Teil der Lineup konnte nur selten wesentlich zur Offensive beitragen.

– Die Stärken der Lawnmowers 2014
Ganz unverdient hat man den Grunddurchgang aber dann doch nicht gewonnen. Wo die Lawnmowers den anderen Mannschaften heuer voraus waren, zeigt sich in erster Linie an der Kenngröße der erhaltenen Punkte pro Inning. Das Pitching weist trotz der wenigen Strikeouts die beste ERA der Liga auf, und die Defensive war ebenfalls besser als jede andere. Wer die Lawnmowers 2014 schlagen wollte, musste sie auch tatsächlich schlagen, und konnte nicht darauf bauen, dass sie ihm Punkte schenken würden. Und während die Mowers-Offensive nicht überragend war, so war sie doch effizient. Das Team hatte die schlechteste On Base Percentage der Liga, scorte im Vergleich dazu aber respektabel. Wenn ein Läufer auf Base war, dann gelang es den nachfolgenden Schlagmännern sehr gut, diesen vorrücken und scoren zu lassen.

– Und weiter?
Das Saisonziel der Lawnmowers war stets der Meistertitel gewesen. Insofern entscheidet sich alles beim bevorstehenden Final Four. Neben Ruhm und Ehre steht für den Verein jedoch der mögliche Wiederaufstieg in die Regionalliga im Raum, für den das Abschneiden im Aufstiegsturnier höchstwahrscheinlich nicht von Bedeutung sein wird. Die sportliche Konkurrenz um den Aufstieg ist nämlich entweder aus formalen Gründen nicht aufstiegsberechtigt (Bulldogs) oder im Hinblick auf organisatorische Erfordernisse möglicherweise nicht aufstiegswillig (Beers und Team Japan spielen in der Division B der Landesliga, um dem intensiveren Spielmodus der Regionalliga und der Division A zu entgehen). Darüberhinaus wird in der Regionalliga 2015 höchstwahrscheinlich mehr als nur ein freier Platz für Aufsteiger zur Verfügung stehen. Alles in allem werden die Lawnmowers somit nächstes Jahr sehr wahrscheinlich in der Regionalliga spielen dürfen, wenn sie dafür melden. Die Entscheidung, ob sie das wollen, wird in den nächsten Monaten fallen.