Wann ist ein Mann ein Mann?

Trainingslager Wels 2019 – ein Reisebericht

Nachdem in den letzten Jahren als Saisonvorbereitung das Spring Training in Stockerau von den Spielern in Anspruch genommen wurde, war es heuer – nach fünf Jahren Abstinez – wieder an der Zeit ein reines Lawnmowers-Trainingslager zu veranstalten. Wels schien dafür als sehr geeignet, was sich im nachhinein als hervorragende Wahl erwies.

Freitag, 5.4., Männer sind einsame Streiter, müssen durch jede Wand, müssen immer weiter

Pünktlich um 16:00 – sogar der Luca war pünktlich – setzte sich der Teambus „Fleckcity“ am Praterstern in Bewegung. Nach dem auch die Verteilerkreis-Partie eingesammelt war machte sich die Mannschaft auf dem Weg nach Oberösterreich, spannende und spektakuläre Straßenrennen mit diversen Sattelschleppern und Schwerfahrzeugen inbegriffen. Erster Stopp: McDonalds in Loosdorf und dieser Stopp dauerte länger als geplant, da das Team in der lokalen Apfeltaschen-Endlosschleife fast eine Stunde lang fest saß. Wieder im Bus kristalisierten sich die Hits des Wochenendes langsam aus der Playlist heraus. Laut singend, naja singend, hauptsächlich laut erreichten die Lawnmowers gegen 19:45 das Hotel Bayrischer Hof in der Welser Innenstadt. Rezepionist Gael (Geil? Kyle? Gel? Gerl?…) checkte die Spieler in die zuvor ausgelosten Zimmer ein:

Zimmer 302 – Luca, Thomas, Hackl (alle Getränke auf 302! 😉 )

Zimmer 303 – Michi, Petra

Zimmer 305 – Andi, Marco, Peter

Zimmer 308 – Lionel, Clemens, Kilian

Anschließend stand die erste Trainingseinheit an, allerdings nur eine Theorieeinheit, was anfangs nicht bei Jedem für Extase sorgte. Gael schlug hierfür das sogenannte Kaminzimmer vor und aktivierte den dortigen Beamer, dessen Filter eigentlich noch zu „säbern“ gewesen wäre. Michi und Lionel präsentierten Videos und Grafiken und nach und nach entwickelte sich eine produktive Gesprächs- und Disskussionsrunde. Respekt an die Mannschaft, zu so später Stunde noch so diszipliniert zu sein. Anschließend versammelte man sich noch geschlossen in der Bar und spielte das politisch fast korrekte Kartenspiel „Tschusch“ bis der letzte Schluck getrunken war und die Sperrstunde die Wiener in die Zimmer zwang.

Samstag, 6.4. – Männer haben Muskeln, Männer sind furchtbar stark

Die Zeitzeugen von Mlade Bucky werden jetzt sicher mit den Augen rollen, denn statt – wie damals auf Trainingslager üblich – 6:00 Tagwache, läutete der Wecker im Bayrischen Hof erst gegen 7:00. Der anschließende 25 Minuten Lauf wurden abgewandelt zum 25 Laufmeter umfassendem Frühstücksbuffet. Eier, Wurst, Käse, Obst, Gemüse, Fruchtsäfte, Jogurt, Müsli, Kaffee, Tee, ja sogar eine eigene kleine Selfmade-Omletküche war im Buffet enthalten, wenn man nur sein Essensmarkerl nicht im Zimmer vergessen hat. Gestärkt und von den beim Tisch hängenden Motivationsbildern „Herausforderung, Ausdauer, Leistung“ motiviert, viel das landen der Adler diesen Morgen ganz leicht. Gegen 8:30 startete der Bus Richtung Platz. Clemens übernahm die Reisebegleitung und erzählte/erfand wissenswertes über die Welser Wahrzeichen, bzw. Unwahrzeichen. Z.B. wurde das Einzige der zwei Hochhäuser der 317m über dem Meer liegenden Stadt mit seinen 37 Stockwerken passiert, welches im oberden Drittel nur deswegen himmelblau gestrichen wurde, damit es sich vom Himmel nicht zu sehr abhebt um das Ortsbild zu schützen und feindliche Flugzeuge abzufangen. Nach knapp 10 Minuten wurde das Chickensfield im Stadtteil Wimpassing erreicht und großes Staunen machte sich bei den Mowers breit. Vor den Augen erstreckte sich der schönste Ballpark, den die Wiener je gesehen hatten. Saubere, großzügige Kabinen mit WC und Dusche, überdachte Battingcages, Bullpens, riesige Dugouts mit Telefonleitung zum Scorerhäuschen, welches sich auf der Tribüne befand und nicht zuletzt ein Traum von einem Feld → perfekte Trainingsbedingungen. Die Gastfreundschaft der Jumpin Chickens war im prinzip Grenzenlos, alles durfte verwendet werden.

Das Training begann mit einem umfassendem Aufwärmprogramm. Als erstes standen seperate Infield und Outfieldübungen am Programm. Herauszuheben war die coole Ballwurfmaschine, welche den Outfieldern die Flugbälle nur so um die Ohren schmiss. Mittlerweile stieß auch Alex Sch. dazu, welcher für den heutigen Tag per Auto nach reiste. Auch der Rene war schon am Weg, musste aber wegen fehlender Badner Bahn Anbindung mit dem Zug anreisen. Die Spieler schmissen sich voll rein und nach einigen Runden im Battingcage gab es verdient Mittagessen bei der Kantine, wo nach und nach auch die Welser Spieler und der Rene eintrafen. Wieder zu Kräften gekommen schlüpften beide Mannschaften in die Uniformen und es kam zum ersten Aufeinandertreffen der Centurions (Kampfmannschaft der Chickens) und der Lawnmowers in der Geschichte. Die Mowers gingen gleich hauchdünn dank Lionel mit 1-0 in Führung, liefen dann allerdings schnell einem 8 Punkte Rückstand hinterher. Andi, Rene und Clemens konnten im weiteren Spielverlauf zwar noch Runs auf das Scoreboard schreiben, doch die Welser trafen die Bälle gut und platziert in die Lücken, sodass die Defense meist machtlos war. Pitcher der Lawnmowers: Starting Pitcher Michi haderte im ersten Inning leider mit der Zone und in Folge mit sich selbst. Mit Peter konnte der Welser Offensivdrang dann etwas gedrosselt werden. Kilian überraschte bei seinem Debütinning mit zwei Strike Outs und Marco und Clemens pitchten in gewohnter Manier. Die Offensive der Mowers tat sich allerdings sehr schwer in Fahrt zu kommen. Wenig bis gar keine Hits war die enttäuschende Ausbeute. Ein Hit by Pitch mit Folgen setzte es gegen Ende für Peters Zehe, welche, wie sich am nächsten Tag herausstellte, als gebrochen diagnostiziert wurde. Zum Abschluss waren alle Zeuge eines historischen Moments, denn der Welser Omar Luis Duenas schlug den ersten Homerun der Heimmannschaft auf dem neuem Feld. Großes Danke an dieser Stelle noch an die freiwilligen Umpire Marco, Luca und Petra. Natürlich auch an Rene, welcher zum Zwecke der Umparteiischlichheit auf eine Kappe verzichtete, wodurch sich – nach den vier Innings seiner Tätigkeit – ein railjetroter Sonnenbrand unter der sperlich behaarten Frisur des Meidlinger breit machte. „Männer kriegen keine Kinder, Männer kriegen dünnes Haar“. Endstand übrigens: 25-4.

Im Anschluss standen zwei Stunden zum „Säbern“ und Ausruhen im Hotel zu Verfügung. Einige trafen sich in der Bar um bei einer Partie „Tschusch“ den Fußballschlager Bayern gegen Dortmund zu verfolgen und dann machten sich die Mowers auf dem Weg zum Welser Volksfest, in Lederhose versteht sich 😉 Gael empfohl das Taxi. Ein Neonazi am Bahnhof schiss klug: „Ihr könnts auch den Linienbus nehmen, müssts aber am KaJe umsteigen.“ „Who the Fuck ist KaJe“, oder „das heißt Kai und schreibt man so du Heisl“, dachte sich hierbei der ortsunkundige Wiener und so wurde es doch das Taxi. Bei der Taxifahrt blieb keine Lederhose trocken, mit voigas raste der Ford Galaxy durch die Gassln und durchbrach hierbei ein Raum-Zeit-Taxameter-Kontinuum, denn die Gruppe die später ins Taxi stieg, war gleizeitig da und zahlte mehr, obwohl das selbe Taxi sich erst am Weg machte, besagte Truppe abzuholen, hä? Beim Streifzug über das Festgelände und der erfolgreichen Suche nach Bosna, Hendl und Langos nahmen die Mowers einen Stehtisch im Eggenberger Feststadl in Beschlag und feierten bei Festzeltmusik (quasi 1:1 die Playlist aus dem Bus) lautstark bis in die Nacht. Zumindest ein Teil, der verletzte und übernächtigte Peter suchte schon früh das Bett auf und gegen 23:00 verließen auch Michi, Petra, Clemens und Kilian das Volksfest, welche am Heimweg noch ein Kanninchen aus Porzellan entführten und unter dauerstreicheln mit ins Hotel nahmen. Da Haustiere keinen Zugang zu den Zimmern hatten, machte sich das „Porzellaninchen“ wieder auf dem Weg nach draußen, wartete allerdings stundenlang auf den Aufzug (Anm. für Luca: Fahrstuhl), weil der Drückknopf zu weit hoch für den kleinen Nager angebracht war. Marco, Lionel, Thomas, Andi und Luca (seineszeichen neuer Ober-Ridic) hielten bis zum Zapfenstreich die Stellung. Nach unzähligen Jonny Däpps und Mama Laudas und einer abschließenden Fahrt von Andi und Thomas mit diversen Fahrgeschäften machten sich die Fünf zu Fuß auf dem Heimweg und lernten dabei noch die Welser Altstadt samt den nettesten und sympatischsten Kebabmann kennen. Luca rundete den nächtlichen Stadtbesuch mit der Besichtigung der evangelische Kirche ab. Thomas ging am zentralen Busbahnhof am Kaiser-Josef-Platz (aaaah…der KaJe… 😉 ) zum Bankomaten. Gegen 2:00 erreichten sie dann endlich das Hotel und wurden beim Aussteigen aus dem Aufzug von einem wartenden Porzellankanninchen erschreckt…

Sonntag, 7.4. – Männer sind so verletzlich, Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich

Nach einer kurzen Nacht schleppten sich um 7:00 die ersten Semi-Kadaver runter zum Frühtstück. Einige sahen so fit und gut beinander aus, als hätten sie im Stiegenhaus eine Auseinandersetzung mit dem Mixed Martial Arts Juniorinnen-Nationalteam gehabt, welches zwei Tische weiter gerade die Proteine nur so verschlang. Nachdem die Hotelrechnung beglichen war und der Bus aus dem Innenhof befreit wurde, kutschierte Lionel die Mannschaft wieder zum Platz, wo am Vormittag noch eine intensive Trainingseinheit abgeliefert wurde. Speziell wurden Spielzüge aus dem Playbook (auch den „Lorenzo von Matterhorn“?) simuliert inkl. Laufwege und allen möglichen Szenarien, was neben Kraft in Armen und Beinen auch jede Menge Hirnschmalz benötigte. Für die Rookies Alex Hackl und Kilian eine, aber auch für die Routiniers zum Wiederholen eine sehr wertvolle Einheit. Zu Mittag wurden die sprichwörtlichen Zelte abgebaut und das Material im Mannschaftsbus verstaut. Garderoben von Schmutz zu befreien wurde von Seiten der Chickens belächelt: „Am Montag kommt die Putzfrau, lassts einfach alles, wie es ist“, was bei den Wienern abermals auf diesem Ballpark für Staunen sorgte.

Ehe sich die Lawnmowers auf dem Heimweg machten, stand noch Go Kart auf der Tagesordnung. Mangels freier Parkplätze beim Messegelände, wo sich die Kartbahn befindet, auf Grund von Volksfest und Messe „Blühendes Österreiche“ parkte der rumänische Lizenz-Mercedes der Hauptstädtler im Stadtteil Rosenau in einer Seitenfahrbahn. Kilian fühlte sich gleich heimisch, sah diese Gegend der Per-Albin-Hansson-Siedlung im 10. Bezirk verblüffend ähnlich. Ein kurzer Fußmarsch vorbei an der Eishalle und des Polizei-Modellbahnvereins schländerten die Spieler entlang der malerischen Traun der Kartbahn entgegen. Nach einer kurzen Einschulung startete das erste freie Training und das Qualifying und schnell war klar, dass wohl die Entscheidung um den Sieg ein harter Zweikampf zwischen Andi und Michi werden würde. Eine kurze Verschnaufpause und der große Preis von Wels war eröffnet. Wie erwartet setzten sich die zwei Quali-Führenden schnell vom restlichen Feld ab. Auch im Mittelfeld schenkten sich Thomas, Clemens, Alex Hackl und Kilian nichts. Luca kollidierte gleich in der zweiten Runde in der Start/Ziel Passage und rutschte so ans Feldende zurück, konnte jedoch in Schuhmacherstil (Gegner in die Wand drängeln) wieder zwei Plätze gut machen. Petra genoß die Fahrt bei angenehmer, benzingetränkter Luft und wurde trotzdem nur Vorletzte, denn Lionel gab nach 1/3 der Zeit auf. „Auf Grund von Schlafdeffizit und der noch anstehenden Stunden hinter dem Lenkrad des „Fleckcity“ eine Vorsichtsmaßnahme“, rechtfertigte sich der Leftfielder. Andi und Michi kämpften hingegen die vollen 30 Minuten um den obersten Podestplatz, starke Überholmanöver und Angriffe inbegriffen. Kurz vor Schluß schien die Sache zugunsten des Mustangpiloten entschieden. Doch eine kleine Unachtsamkeit in der vorletzten Runde machte Michi den Weg ganz kurz frei und der Leopoldstädter nutzte diese Chance und krönte sich damit zum Wels-Sieger!

Rangliste:

1 Michi (Kart6) 46 Runden / schnellste Rnd 32.954 / 0.000 / 38,24km/h

2 Andi (Kart7) 46 Runden / schnellste Rnd 33.203 / +0.451 / 37,95km/h

3 Thomas (Kart8) 45 Runden / schnellste Rnd 33.904 / -1 Rnd / 37,16km/h

4 Clemens (Kart1) 45 Runden / schnellste Rnd 33.383 / -1 Rnd / 37,74km/h

5 Kilian (Kart3) 45 Runden / schnellste Rnd 33.506 / -1 Rnd / 37,61km/h

6 Alex H. (Kart9) 44 Runden / schnellste Rnd 33.886 / -2 Rnd / 37,18km/h

7 Luca (Kart4) 43 Runden / schnellste Rnd 34.470 / -3 Rnd / 36,55km/h

8 Petra (Kart10) 34 Runden / schnellste Rnd 43.666 / -12 Rnd / 28,86km/h

9 Lionel (Kart2) out

Marco war abgestellt zum Pizza bestellen, welche nach Schwierigkeiten mit dem Zusteller (da greifs´t da am Schäd´l) in den Mägen der Rennfahrer/Baseballer landete. Im nachhinein betrachtet, war es nicht das Trainingslager der gesunden Ernährung (McDonalds, Pizza, Standl-Essen, Kebab, Würstel, Bier), aber sei es drum. Am Rückweg zum Bus bekamen alle noch spontan eine Vorführung am örtlichen Bogenschießstand. Apple Gründer Steve Jobbs persönlich versuchte auf Aufforderung der Mowers den Pfeil den er Mitte-Mitte in die Zielscheibe schoß robinhoodartig zu spalten, was nur knapp misslang.

Auf der Heimfahrt nach Wien versanken die Meisten schlafend-sabbernd in den Ledersitzen, ehe am Knoten Vösendorf noch einmal die größten Hits der vergangenen zwei Tage durch die Lautstprächer dröhnten.

Danke an:

  • die Jumpin Chickens für ihre Gastfreundschaft und das zu Verfügung stellen ihrer Heimstätte, samt Equipment.
  • Gael, weil er einfach ein super Typ ist.
  • Lionels Frau Nathalie in Kooperation mit Frau Armbruckner von „Wels informiert“, welche die Reservierungen von Hotel und Kartbahn in unzähligen Telefonaten gecheckt haben.
  • Peters Frau Iva, dass sie ihren Mann trotz anstrengender Nächte des gemeinsamen Nachwuchses zwei Tage nach Wels fahren lies und hoffentlich nicht zu grantig auf ihn ist, weil er als Invalide zurück kam.
  • Alle Teilnehmer, es waren geile 2 ½ Tage!!!