Off Season Report – Trainingslager Hysterie

Seit 31.3.20 steht es also fest, das Trainingslager der Mowers in Wels im April fällt – wie so vieles zurzeit – dem Coronavirus zum Opfer. Lawnmowers und Trainingslager, das ist so eine Sache. Aus den Gründerjahren heraus fand um das Osterwochenende herum ein mehrtätiges Trainingslager statt. Eine Tradition, ja gar eine Hysterie, nur auf einmal verschwand diese Tradition. In den darauffolgenden Jahren war das Osterwochenende mehrmals Schauplatz der Wiener Liga bzw. der Wiener Meisterschaften, an denen die Lawnmowers seit nun knapp 9 Jahren schon nicht mehr beiwohnen. Das Osterwochenende gehört seit dem den Familien. Aber reißen wir das Tatranky von Anfang an auf bzw. holen wir uns noch schnell eine Käsekrainer vom Automaten, je nach dem zu welcher Generation ihr gehört 😛

Mlade Buky – frei bzw. falsch übersetzt: Der Anfang

Mlade Buky. Über Mlade Buky muss man glaube ich nicht mehr viele Worte verlieren. Zeitzeugen erinnern sich verstört zurück und eifrige Leser diverser Off Season Reports sollte dieser legendäre Ort des Baseballs mittlerweile ein Begriff sein. 1998 verschlug es unseren damals noch so jungen Verein erstmals ins Riesengebirge, an die tschechisch-polnische Grenze oder wie aus manchen Reisetagebüchern herauszulesen ist: Das Walhalla jedes (tschechischen) Baseballspielers, der Ort an dem die Luftschutzsirene vor Flugbällen warnt. Unter frantistischer Leitung wurden die jungen Mowers wie Rohdiamanten bearbeitet, geflext bzw. gelfleckst, geschliffen, geh schiffen (hä?), poliert und bebiert (= Verb, bed.: mit Bier befüllt) und nicht zuletzt, von bissigen Kettenhunden bis in den Traum verfolgt. Ein voller Erfolg, darum ist es auch keine Überraschung, das Omas Ford Taunus auch in den drei darauffolgenden Jahren die Fahrt nach Tschechien nicht erspart blieb. Nach 2001 war dann ausgezongt mit Mlade Buky. Der Pächter Wechsel des Horsky Hotels, der – nach vier Jahren kann man das so sagen – Osterresidenz der Lawnmowers, war da aber mit unter nur einer der Gründe.

Capital City

Nach vier Jahren auserhalb jeglicher Zivilisation brauchten die Lawnmowers also einen Tapetenwechsel. Tschechien – oder wie man (nur noch in Meidling) sagt: die Tschechei oder so mancher Mower auch: die Tschecherei – blieb uns aber noch erhalten. Es ging in die Metropole, Praha stand auf dem Reiseplan. Morgenliche Läufe fanden nun nicht mehr vorbei an Bauernhöfen mit blutrünstigen Bestien statt sondern über eine Müllhalde, na ob das besser war? Trainiert wurde gleich neben dem Trainingsgelände von Spart Prag, bei „Sokol Krc“. Dieser Base-/Softballverein besitzt eine riesige, aus mehreren Base- und Softballfeldern bestehende Anlage, samt Flutlicht, Tribünen, Restaurant und Spieler- sowie Umpirekabinen (!). Ein echtes „Feld unserer feuchten Träume“. An den Abenden wurde das Prager Nachtleben mehr oder weniger unsicher gemacht, etwas abwechslungsreicher als eine Ecke im Horsky Hotel Mlade Bukys, aber teammäßig nicht optimal. So wurde bemängelt, das das Team sich in Grüppchen spaltete und wenig miteinander unternommen hat. Nach zwei Jahren waren die Gastauftritte in der tschechischen Hauptstadt dann auch wieder vorbei.

Ab in den Süden

2004 und 2005 versuchten die Verantwortlichen es mal mit einem Trainingslager in Österreich. Graz schien hierfür der perfekte Ort. Ein Fehler im ersten Jahr war, dass das Team nicht geschlossen in einer Unterkunft untergebracht war, wodurch der Teamgeist auf der A2 blieb. Auch im zweiten Jahr in der steirischen Landeshauptstadt lief nicht alles nach Plan. Auch die Beteiligung und Begeisterung erfreute sich im Verein nicht mehr der Beliebtheit. Fuhren in Prag noch 22 Spieler mit, waren es in Graz schon 10 weniger, obwohl die Lawnmowers zu dieser Zeit mit zwei Mannschaften und sämtlichen Jugendalterklassen zu den drei größten Vereinen in Wien zählte. 2006 war Anfangs noch der Plan wieder ins Ausland zu gehen. Mit den Linz Bandits und den Gramastetten Highlanders war ein gemeinsames Trainingscamp in Italien geplant, aber nur geplant und damit das vorläufige Ende der Trainingslager Hysterie bei den Vienna Lawnmowers.

Nichts, nada

Neun Jahre sind verstrichen. Die Lawnmowers haben sich in dieser Zeit verändert. Zurück zum Ursprung. Die Expansion ist implodiert, die Jugendarbeit längst aufgegen. Nur noch ein Landesligateam. Aber dafür ein Erfolgreiches mit einem sehr starken Spirit. Coach Hadmar Lang stellte Anfang 2014 die Weichen für den Sieg im Grunddurchgang, was davor 2012 schon und dann auch 2016 geLang. Dieses Jahr, eben 2014, veranstaltete er ein, naja Mini-Trainingslager. Zwei Tage in Stockerau. Genau strukturiert und durchgeplant. Es machte den Spielern sichtlich Spaß, denn außer ein paar Wenigen war der Kader von damals noch nie mehrere Tage am Stück beisammen. Verletze gab es keine, also zumindest bei den Spielern. Der Coach duellierte sich in der Mittagspause mit der Pitchingmaschine und musste anschließend ins Krankenhaus nach Korneuburg, aber alles halb so wild.

Wels 2019

Fünf Jahre später übernahm Lionel Mace, der ab 2015 schon mehrere Teamevents veranstaltet hatte, die Verantwortung und brachte über den Winter ein Trainingslagervorhaben ins Spiel. Es wurde akribisch ausgearbeitet, nichts dem Zufall überlassen. Anfang April ging es für 14 Männer drei Tage nach Oberösterreich, in die Messe- und Baseballstadt Wels und das erstmals in der Vereinsgeschichte per Reisebus. Ein voller Erfolg. Hotel, Training, Match, Stimmung, Volksfest, Go Card, Mama Lauda, für alles war gesorgt. Kalter Angstschweiß am Morgen, diese Tradition aus Mlade Buky blieb auch hier erhalten. Nur halt nicht beim Lauf zum Platz, – vorbei am eh scho Wiss´n – sondern beim Frühstück, wenn man sich die letzte Scheibe Speck vom Buffet geangelt hatte, direkt neben einer gewaltigen Erscheinung von einem Mädel in Form einer Mixed Martial Arts Juniorennationalteamkämpferin mit leeren Magen, die Diese eigentlich gerne gemampft hätte. Männer sind furchtbar stark, aber sie wäre stärker. Es war dies übrigens das zehnte und bis dato auch letzte Trainingslager der Mowers, denn auch für 2020 war zwar Wels wieder als Austragungsort geplant. Die Teilnehmer waren auch bereits angemeldet, Zimmer und Feld standen quasi schon bereit, ja…nur dann kam Corona….

Trainingslager der Lawnmowers