Off Season Report – Da komm ich her!

…oder doch zurück zum Ursprung? Keine Angst, das hier ist kein Bericht der Stiftung Warentest, sondern nur der neue Off Season Report, aber die Slogans sind für die neue Ausgabe trotzdem sehr passend. Ein Großteil der Spieler des aktuellen Kaders hat bei den Lawnmowers das Baseballspielen gelernt oder was evtl. zutreffender ist, durch den Verein begonnen an Baseballspielen teilzunehmen. Bei manchen ist das schon Jahrzehnte her, bei anderen wiederum gerade mal ein paar Monate. Die Lawnmowers sind nun mal ein klassischer Ausbildungsverein und stehen dazu, jedem, auch wenn er goa kan Tau vom Sport hat, eine Chance zu geben. Heute graben wir aber nach den Wurzeln jener acht Mowers, die schon mehr oder weniger als fertige Spieler zu den Blau-Weißen gekommen sind. Es wurden minder seriöse Nachforschungen angestellt, über die Clubs, wo diese Spieler, erstmals eingeschrieben waren und ihre ersten offiziellen Würfe getätigt haben. Der Off Season Report wollte wissen: „Wo kommt´s ihr her?“ – Da komm´ ich her!

Vienna Homerunners (AUT)

Bevor die heutigen Vienna Metrostars auch wirklich als Klub Metrostars hießen, waren alle Mannschaften – Vienna Mets, Vienna Bulldogs, Vienna Lions und wie sie alle geheißen haben- des größten Baseballvereins Österreichs unter der Schirmherrschaft der Vienna Homerunners gebündelt.  1982 als der dritte Baseballverein des Landes gegründet, hatte man es in den 80er Jahren noch schwer in Wien Fuß zu fassen, da u.a. noch kein Ballpark existierte. Die Spiele wurden im Donaupark oder Auer Welsbach Park gegen die City Boys und gegen die Roadrunners, die einzigen beiden anderen Teams damals, ausgetragen. Großen Einfluss zur sportlichen Entwicklung der Homerunners Mitte der 80er Jahre übte ein gewisser Franta Rudl als Spieler und Trainer aus, dem auch die Lawnmowers gut zehn Jahre danach bekanntermaßen viel zu verdanken hatten. Darum ist es keine Überraschung, das sein Sohn und Mowers Legendenspieler Dan Rudl auch schon im dortigen Nachwuchs Bälle schmiss. Das Baseballspielen lernte er aber schon in seiner Heimat Tschechien, bzw. der damaligen Tschechoslowakei. Nachforschungen zu dem ersten Klub von Dan – „Chobotnice“ – verliefen nur leider ins Leere. Die Homerunners entwickelten sich weiter. Der Baseballplatz in der Freudenau nahe dem Lusthaus – heute wieder Heimat der Metrostars und auch der Vienna Lawnmowers – entstand aus einem alten Fußballplatz heraus. Nach Dan tauchte erneut bei einer der Homerunners Mannschaften ein zweiter und für die Lawnmowers Geschichte nicht ganz unwesentlicherer Bursche am neuen Ballpark auf und absolvierte seine ersten Trainings: Michel Fleck, der nach einigen Spielzeiten bei den Homerunners – und wie man munkelt auch bei den Vienna Bucks, es gilt die Unschuldsvermutung – 1996 schließlich die Vienna Lawnmowers gegründet hatte.

Greenwood Springs (USA)

Ebenfalls in der 80er Jahren auf der anderen Seite des Atlantiks in Greenwood Springs, einer kleinenn Gemeinde in Monroe County, Mississippi, direkt an der Grenze zum Bundesstaat Alabama. Einen besser bezeichnenden Namen als Greenwood Springs hätte es für diese Gegend wohl kaum geben können. Es dauerte bis bei der Recherche auf Google Maps Häusergrüppchen in all dem Wald, überhaupt erkannt werden konnten. Farmen, Wald, vereinzelnd stehende Kirchen, Wald, Bucci´s Deer Shop, Wald, Pick Up Trucks auf schnurgeraden Straßen durch den Wald, Wald, Südstaatenflair und..aja..Wald. So viel Wald, das man beim Durchscrollen der Luftbilder schon fast das Hells Gate von Altweitra-Unserfrau erwartet, doch einen Baseballplatz sucht man vergebens, ist aber auch schon ein paar Monde her, das der Jugendliche Elijah Crowder im Dixie Youth Team von Greenwood Springs mit der Rückennummer 2 über die gleichnummerierte Base sein Unwesen trieb. Jahrzehnte später nach dem Umzug nach Österreich schloss sich der nunmehrige 1st Baseman ebenfalls erst den Vienna Homerunners im RLO-Team (Vienna Mets) an – sprich der dritte Mower mit Homerunners Nachgeschmack, ehe er vor eineinhalb Jahren zu den Lawnmowers wechselte.

Traiskirchen Grasshoppers (AUT)

Zurück nach Österreich und auf die A2 Richtung Süden oder Renestyle mit der Badner Bahn. Im niederösterreichischen Traiskirchen wurden 1990 die Grasshoppers ins Leben gerufen, um auch südlich von Wien im Bezirk Baden den Sport Baseball zu etablieren – in den Anfangsjahren hieß der Verein noch Baden Grasshoppers. 2.Bundesliga, Bundesliga. Die Hoppers mischten in den ersten zehn Jahren ihres Bestehens ordentlich mit. Der Ballpark im weitläufigen Sportzentrum der Stadtgemeinde, die leider zu oft nur auf negative Schlagzeilen mit Problemen im Flüchtlingszentrum reduziert wird, besticht durch eine Besonderheit, die nur durch eine Ausnahmeregelung überhaupt „legal“ ein Ligaspiel zulässt. Zum Schutz der vorbeiführenden Straßenbenützer und der Pferde der angrenzenden Reitsportanlage wurde vom Backstop bis über die Plate in ca. 8 Metern Höhe ein Netz gespannt/von höheren Stellen vorgeschrieben, um Foul-Fly-Balls abzufangen. Berührt ein in die Luft geschlagener Ball das Netz, zählt dieser Schlag automatisch als Foul Ball. Gleich noch eine Regel mehr zu lernen in diesem eh schon so komplexen Sport also für einen Thomas Bertleff in den anfänglichen 20ern. In einer Zeit des Neuanfangs nach dem freiwilligen Abstieg in die RLO wurde der junge Bertl für die Hoppers entdeckt und wurde zum Center Fielder herangeführt. Nach dem Wiederaufstieg in die Bundesliga und den damit verbundenen zeitlichen Mehraufwand folgte für ihn 2009 der Wechsel zu den im Umbruch befindlichen Lawnmowers in die Landesliga, wo er durch seine Erfahrung zu einer nicht unwesentlichen Stütze der Mannschaft reifen sollte.

The Diamondbacks (USA)

Und auf geht´s nach Schwechat. Zu den Blue Bats? Nein, raus zum Flughafen und weiter in den Norden der Vereinigten Staaten nach Nebraska. Dem Bundesstaat, der den Lawnmowers bislang hauptsächlich deshalb bekannt war, weil sich der Name als eines der wenigen Worte auf Andreas Chrastka reimt, was beim jährlichen Mowers-Adventsgedicht oft schon Gold wert war. Den neuen Nebraska Bezug stellt seit diesem Sommer Joshua Goldsberry her. Der US-Amerikaner, der schon viel in der Welt unterwegs war, musste lang überlegen, welcher Verein zu Jugendzeiten denn überhaupt sein aller erster Baseballclub war, bevor er in diversen Travel Teams unterwegs war. Die früheste Erinnerung führte ins 12. Lebensjahr zurück, als Josh in eine Nebraska Auswahlmannschaft aufgenommen wurden namens „The Diamondbacks“. Der Besitzer war angeblich ein Millionär, der für das Team großzügige Felder und Einrichtungen aufzog und auch Reisen für die Jugendlichen und deren Eltern nach Arizona – zu den namensgleichen Arizona Diamondbacks und zum Springtraining – organisierte. Der Ballpark hatte den Namen „Sandlot Ridge“ und war einer der besten im gesamten Bundesstaat. Die OSR-Recherche zu einem derartigen Baseballplatz führte in den Westen von Omaha, wo auf einer großen Fläche zwischen großzügigen typisch amerikanischen Eigenheim-Wohnsiedlungen und breiten Straßen Überreste so einer Baseballanlage zu finden sind.

Attnang Athletics (AUT)

Wieder in Lande und Richtung Westen nehmen wir selbstverständlich die WESTbahn, die hält nämlich an unseren nächsten Stopp im oberösterreichischen Hausruckviertel. Attnang-Puchheim, bekannt in erster Linie tatsächlich hauptsächlich als Bahnknoten, so zumindest lt. Wikipedia. In Österreichs Baseballszene dennoch bei weiten kein unbeschriebenes Blatt. Die Attnang Athletics wurde 1991, also fünf Jahre vor den Lawnmowers, gegründet und als Baseball-Sektion im ASKÖ Attnang-Puchheim aufgenommen. Der heutige Fixstarter in der Bundesliga ist seit dem stetig gewachsen. Auch gewachsen ist der Ballpark im Nordosten der Stadt, welcher Austragungsort des legendären Finkston Ball ist, in dessen Anfangsjahren in den frühen 2000ern auch die Mowers zweimal zu Gast waren. Moritz Bammer durchlief in Attnang die komplette Jugend bis hin zum Regionalliga Mitte Team und brachte es in weiterer Folge sogar auf erste Einsätze in der Bundesliga. Das Studium führte den Oberösterreicher schließlich nach Wien und zu den Lawnmowers, wo der Pitcher seit Februar auch im Vorstand aktiv ist.

Neu Anspach Eagles (GER)

Neu Anspach, quasi das Attnang-Puchheim Hessens. Mitten im Hochtaunuskreis liegt die 15.000 Einwohner Stadt mit den vier Stadtteilen Anspach, Hausen-Arnsbach, Rod am Berg und Westerfeld. Bis 2011 Heimat der Neu Anspach Eagles, welche vor der Auflösung standen und darum mit Frankfurt FTV 1860 Baseball und Softball, zu den Frankfurt Eagels fusionierten, welche besser bekannt waren als die Frankfurt Äppler, jedoch seit der Eingliederung in den FTV 1860 offiziell gar nicht mehr so hießen, bzw. heute der Name des Softballteams ist. Heimat des Eagels ist seit dem der Baseballplatz in Frankfurt am südlichen Mainufer gegenüber den Parkhäusern des großen Universitätsklinikums und nahe des Blutspendedienstes in der Sandhofstraße. Gleich ums Eck befindet sich übrigens der mit 4,9 Sternen bewertete „Frau Lang´s Imbiss“, möglicherweise eine unbekannte Verwandte von Hadmar Lang, aber eher nicht. Immerhin laut einer Google Rezession von Holger W. gibt es dort Zitat: „Top Essen, nette Bedienung“, und: „Cheeseburger gross auf Portellanteller.“ Ex-Nachwuchs Eagle Roan Groh wird dort eher nicht nach dem Training gegessen haben, da er Seinterzeit noch in Neu Anspach ausgebildet wurde. Auch ihm führte das Studium nach Wien und somit im Frühling 2022 zu den Lawnmowers.

San Lorenzo Bears (ITA)

Zum Abschluss noch ein herzliches „Bontschorno“ und „Tschau“ miteinander. Am nordöstlichsten Zipfel – nein nicht Zipfer, Oberösterreich war vorher dran – Italiens direkt an der Grenze zu Slowenien liegt die Stadt Görz oder auch Gorizia, wie die Einheimischen sagen, welche übrigens mit der slowenischen Nachbarstadt Nova Gorica gemeinsam zur europäischen Kulturhauptstadt 2025 gewählt wurde. Von den Fotos her ein doch sehr sehenswertes Städtchen und eventuell sogar mal eine neue Location für ein Trainingslager, denn gut zehn Autominuten außerhalb, in San Lorenzo Isotona, liegt der kleine Baseballplatz der San Lorenzo Bears bzw. der San Lorenzo Drei Biers (Slow Pitch Softball Team). Als unser Sommer-Neuzugang Antonio Piacentini im Volksschulalter in den späten 00er-Jahren im Nachwuchs des 1971 gegründeten Vereins begonnen hatte, hieß das Team übrigens noch Drag Bears. Heute spielen die Bears in der italienischen Serie C und immer noch auf demselben kleinen Feld. Toni hatte jedoch schon relativ bald wieder den Handschuh an den Nagel gehängt und ist, ja richtig geraten, zum Studieren nach Wien gekommen und zu den Lawnmowers.