Es war einmal in Tschechien…

22.-24.8.1997_ – Durch Protektion (wie sonst?) war es uns möglich, am 23.8. und 24.8. an einem hochklassigen Softball-Turnier in einer Metropole Tschechiens, nämlich Bestin bei Prag, teilzunehmen. Wir begaben uns am Freitag nachmittag auf die Reise,und entgegen unseren Erwartungen klappte sogar das Ausborgen eines Busses und das anschließende Abholen aller, die das Abenteuer wagen würden. Natürlich lief es nicht ganz ohne Komplikationen, da zumindest ein LANGes Vereinsmitglied es nicht übers Herz brachte, rechtzeitig am vereinbarten Treffpunkt zu erscheinen. Die Fahrt nach Bestin in einer Kolonne von drei Fahrzeugen lief größtenteils glatt. Der einzige Nervenkitzel bestand darin, über die Grenze zu kommen. Denn bei all den Kinder-Fotos, die sich in den Reisepässen der Spieler befanden, bestand die Gefahr, daß die Zollbeamten die Pässe als Fälschungen deklarieren wuerden. Aber auch dieses Hindernis meisterten wir bravourös, und kamen schlußendlich nach fünfstündiger Fahrt in Bestin an, wo wir sogleich von einem enthusiastischen, glücklichen und Bier in der Hand haltenden FRANTA begrüßt wurden. Nach dem Verlassen der Fahrzeuge begannen wir sofort jeglichen noch nicht besetzten Platz zu okkupieren und unsere im Endeffekt teilweise ziemlich kunstvoll gestalteten Zelte aufzubauen. Aufgrund der günstigen Preise für ein recht nahrhaftes und auch ein bißchen alkoholisches Getränk dessen Name mit "Bi" anfangt und mit "er" aufhört, entschieden wir den Abend mit dem Konsum dieses Elixiers ausklingen zu lassen. Auf das anschließende Nachtbaden, die Ruhestörung und das Zerstören der Unterkunft eines Teils unserer weiblichen Mitspieler wollen wir hier nicht näher eingehen (oba lustig woas scho!!). Am Samstag vormittag hatten wir außer Kopfschmerzen unser erstes Spiel. Bevor wir jedoch zum Spielen kamen, mussten zwei von uns, MICHEL und BRUNO, ein Spiel schiedsrichtern. Die zwei staunten nicht schlecht, als sie Leute des eigenen Vereins in den Reihen einer der angetretenen Mannschaften erblickten. Die Gerüchte vom Überlaufen bestätigten sich jedoch nicht, obwohl FRANZ bis zum Ende mit einer der gegnerischen Mannschaften sympathisieren sollte. Auch RENE, genannt the OAK, schien die Mannschaft, die er in diesem Match unterstützte (obwohl das wahrscheinlich ein Widerspruch in sich ist) beeindrucken zu wollen. Dies versuchte er durch einen aüßerst waghalsigen Fang eines Ground-Balls mit dem linken Auge. Da er jedoch vergaß, vorher seine Brille abzunehmen, wurde seine Vorführung wegen notwendiger ärztlicher Behandlung vorzeitig abgebrochen. Unsere Mannschaft erhielt während dieses Turniers tatkräftige Unterstützung zweier ausgezeichneter Spieler, MAREK und JANA, denen an dieser Stelle nochmal herzlichst gedankt sein möge (sie weans zwoa net lesn, oba trotzdem). MAREK brillierte gleich im ersten Match durch hervorragende Pitches, die zwar nicht alle vom Catcher gefangen wurden, aber doch einige Strikeouts zur Folge hatten. Wir bestritten am Samstag insgesamt drei Spiele. Unser Feldspiel war ausgezeichnet, unser Schlagen brillant und auch beim Jubeln waren wir nicht zu Übertreffen. Trotzdem gelang es den gegnerischen Mannschaften irgendwie uns zu besiegen. Sie müssen wohl einen Zaubertrank benutzt haben. Um aber ernste Berichterstattung zu liefern: Im ersten Spiel lief es relativ gut für uns, wir konnten Punkte machen und auch das Endresultat war nicht allzu verheerend (genaue Auskunft über das Endergebnis erhalten Sie beim tschechischen Softball-Verband). Das zweite Match ging schon etwas glatter zugunsten unserer Gegner aus, wobei zu bemerken ist, daß sich unser Feldspiel auch dort sehen lassen konnte. Vorallem die Schlagleistung unserer Mädels war ausgezeichnet. Das dritte Spiel war leider sehr enttäuschend für uns. Nach zwei ausgesprochen guten Innings, in denen unsere Verteidigung keinerlei Fehler beging, bestand die gegnerische Mannschaft darauf, das Spiel aus Zeitgründen vorzeitig für beendet zu erklären. Am betroffensten war unser Coach FRANTA über diese Umstände. Im Großen und Ganzen können wir aber über unsere Leistungen sehr zufrieden sein, weil wir es fertiggebracht haben, mit exzellenten Spielern mitzuhalten. Außerdem haben wir bei unseren Gegnern viel gelernt. So zum Beispiel wie man auf tschechisch ein Bier bestellt: jetno bivo, prosim. Oder wie man sich lächerlich macht, wenn mann nicht weiß, wie die landesspezifische Begrüßung und Verabschiedung bei einem Match vonstatten geht. Aufstellen entlang der Foullines, eine Rumpfbeuge machen und mit tosendem Schlachtruf hochfahren… Man lernt nie aus. Am Abend desselben Tages entschieden sich ein paar von uns, nach Hause zu fahren. Der Rest verbrachte den Abend in Prag. Wir besuchten eine etwas militante und deswegen sehr lustige Spielhalle, in der man mit Laser Guns Guerilla-Krieg spielen konnte. Eine ängstliche Medizinstudentin in unseren Reihen, die bei den Matches noch soviel Mut bewiesen hatte, mußte vor dem Eintritt in diese Räumlichkeiten noch davon überzeugt werden, daß die Laserstrahlen keine Netzhaut-Ablösung zur Folge haben würden. Ich denke wir hatten recht, SUNA ist jedenfalls noch nicht erblindet. Die Temperatur in dieser Halle muß höher als die der Sonnenoberfläche gewesen sein, denn nach Ende der Spielzeit konnte man uns vom Boden wischen. Wie sagte schon Robin Williams in "Good morning Vietnam": > Hitze ist ja toll, wenn Du bei einer Frau bist, aber Scheiße, wenn Du im Dschungel hockst<. (Der Autor entschuldigt sich für den sexistischen Unterton in diesem Zitat, "-innen" ist sich aber leider nirgendwo mehr ausgegangen!). Nach der Rückkehr in die Softball-Hauptstadt Bestin gaben wir uns wieder voll unserem Laster, dem Getränk mit den vier (oder warens acht?) Buchstaben, hin. Sonntag vormittag traten wir die Heimreise mit kurzem, vierstündigem Besichtigungsstop in Prag an. Die vier Stunden haben sich jedoch voll ausgezahlt. DAN ließ es sich nicht nehmen als Fremdenführer zu fungieren und zeigte uns die Sehenswürdigkeiten der wunderschünen Altstadt, wie den Rathausplatz mit dazugehöriger Uhr, deren besonderes Schlagen wir nur knapp versäumt haben (hechel), oder den Hradschin. DAN ließ es sich auch nicht nehmen, sich manchmal in geschichtlichen Details zu verlieren, aber seine Ausführungen waren sehr interessant. SUNA wollte dauernd Fotos machen, und befahl den Leuten, Posen einzunehmen, die einigen von uns fast ein nasses Grab in der Moldau beschert hätten. Aber mia san jo spoatlich, da passiert sowas net! Nach einem Hadscherer auf den Hradschin und zurück nahmen wir noch schnell eine kräftige Stärkung zu uns, um dann die endgültige Heimkehr zu beginnen. Die Fahrt dauerte wieder 4-5 Stunden (wer zählt da schon so ganau mit) und nach dem Absetzen aller Fahrgäste konnte die Odyssee als beendet angesehen werden. Es war jedenfalls ein Mordsspaß, und wenn wir nächstes Jahr wieder nach Bestin aufbrechen, werden wir den Ort mit dem Schlachtruf "Oba desmoi gwinn ma" in seinen Grundfesten erschüttern.

27.8.1997