Auch dieses Jahr hat sich das Gesicht der Liga im Vergleich zur vorangegangenen Saison stark gewandelt. Von den „traditionellen“ Regionalliga-Mannschaften blieben nur St.Pölten Pirates und Vienna Lawnmowers, die jeweils zumindest ihre dritte Saison in Serie in dieser Liga austrugen.
Da nur fünf Teams an der Regionalliga Ost teilnahmen, sah der Modus vor, dass jeweils drei Partien gegen jeden Gegner ausgetragen werden sollten, damit jede Mannschaft auf zwölf Spiele käme. Leider war der Ablauf der Liga nicht so reibungslos wie in den vergangenen Jahren – drei Spiele wurden strafverifiziert und zwei andere wurden nicht einmal ausgetragen. Dreimal wurden die Wanderers, zweimal die Pirates Opfer des berüchtigten 9:0-Resultats.
Die Spiele, die ausgetragen wurden, waren jedoch zu einem großen Teil ausgesprochen spannend – acht Begegnungen endeten mit drei oder weniger Runs Unterschied.
Die Saison begann mit dem Auswärtsspiel der Crazy Geese in Stockerau. In dieser Partie machte der Landesliga-Aufsteiger sofort auf sich aufmerksam, als er praktisch gegen die erste Mannschaft der Cubs nur 8:13 verlor. Und wenn Geese-Pitcher Alfred Wieland nicht zu Beginn mit dem ungewohnten Mound solche Probleme gehabt hätte, hätte vielleicht noch mehr für die Rohrbacher rausschauen können. Ihre nächsten drei Spiele gewannen die Geese dann auch souverän und avancierten damit zum Überraschungs-Titelanwärter.
Auch die Vienna Wanderers eröffneten sehr stark und blieben in ihren ersten sechs Spielen am Spielfeld ungeschlagen. Aufgrund organisatorischer Schwierigkeiten mussten sie dennoch zwei umstrittene Strafverifizierungen am grünen Tisch hinnehmen. Im weiteren Verlauf der Saison traten die Wiener jedoch immer öfter mit einem Behelfs-Kader an, in dem die starken jungen Spieler meistens abgingen. Hier spielten jedoch auch Terminprobleme mit, da mehrmals die erste Mannschaft am selben Tag einen Doubleheader austrug.
Gerade die St.Pölten Pirates hatten jedoch das Pech, in jeder ihrer drei Begegnungen mit den Wanderers gegen deren stärkste Besetzung antreten zu müssen und verloren prompt jeweils nach hartem Kampf. Es war dies die einzige Saisonserie, die von einem Team gesweept wurde – ansonsten konnte jede Mannschaft gegen jede zumindest einen Sieg erzielen – und rückblickend wahrscheinlich die entscheidende im Kampf um den Abstieg. Insgesamt handelte es sich um eine Saison, die man in St.Pölten wahrscheinlich lieber vergessen möchte. Zwar ging man mit einem 3:3-Rekord in die zweite Saisonhälfte und rechnete sich gerade nach dem starken Finish 2000 noch einige Chancen auf eine gute Platzierung aus, doch dann musste man zwei Mercy Rule-Niederlagen gegen die Vienna Lawnmowers, den damaligen Abstiegskandidaten Nummer Eins, hinnehmen, und wurde gleich anschließend zum drittenmal von einem Wanderers-Team mit Spielern wie Christian Tomsich und Max Scholdan geschlagen. Plötzlich war Feuer am Dach. Da alle anderen Mannschaften zu diesem Zeitpunkt einen ziemlich ausgeglichenen Rekord aufwiesen, war ein Sieg gegen die Geese in der drittletzten Saisonpartie ein Muss. Ein Kraftakt von Philipp Goiser, der das Spiel seines Lebens pitchte, hielt die Pirates am Leben, doch im zweiten Do or Die-Spiel in Folge war dann gegen die Cubs der Ofen aus: Ein knappes 8:9 bedeutete den letzten Tabellenrang. Die letzte Begegnung der Saison – wiederum gegen die Stockerauer – gaben die Pirates im vorhinein w.o., wobei die Enttäuschung über den bereits feststehenden Fixabstieg möglicherweise den Ausschlag gab.
Die Cubs hatten die Saison nur mittelmäßig begonnen und mussten in den ersten Sommerwochen auch mit argen Kaderproblemen kämpfen. Im Unterschied zu anderen Teams mit ähnlichen Sorgen konnten sie diese aber stets überwinden. Da halfen auch schon mal ein paar Spielerinnen der Rag Dolls (das Stockerauer Softballteam) aus. Und mit Fortdauer der Saison machte sich der ausgeglichene Kader der Stock City Cubs positiv bemerkbar. An die 16 etwa gleich starke Spieler standen der ersten, und etwa die Hälfte davon auch der zweiten Mannschaft zur Verfügung. Die Stockerauer gewannen ihre letzten fünf Spiele und sicherten sich mit diesem Endspurt den Meistertitel. Die Rückkehr von Lance Borden auf den Pitchers‘ Mound gab den Cubs den entscheidenden Aufschwung. Allerdings profitierten sie auch am meisten von den organisatorischen Unzulänglichkeiten der anderen Teams und verbuchten drei w.o.-Siege zu ihren Gunsten. Selber wussten die Cubs die Tücken der Farmteam-Regelung sehr geschickt zu umgehen.
Die Vienna Lawnmowers waren sehr schwach in die Saison gestartet und hatten einige knappe Niederlagen hinnehmen müssen. Erst als es in die zweite Saisonhälfte ging, gewann das Team zu einem Zeitpunkt fünf von sechs Spielen und schaltete sich sogar noch kurz in den Kampf um den Meistertitel ein. Hauptverantwortlich für dieses Comeback war der wohl größte Kader der Liga, der sommerliche „Ausfälle“ besser verkraftete als alle anderen Teams. Das Spiel der Mowers hängt mit Abstand am wenigsten von einzelnen Spielern ab.
Der Regionalliga-Meister Stock City Cubs II gewann mit einer ausgeglichen starken Leistung in allen Bereichen. Die Offensive war die geduldigste der ganzen Liga mit einem sehr guten Walk/Strikeout-Verhältnis und Stefan Rötzer und Franz Neumayer führten das Team mit starken Schlagleistungen an. Das Pitching war bis zur Rückkehr von Lance Borden nur durchschnittlich, Borden gab den Cubs dann aber das As, das ihnen bis dahin gefehlt hatte. Ingo Nader war der wahrscheinlich beste Catcher der Liga und möglicherweise der wichtigste Spieler im sehr ausgeglichenen Kader.
Für die Crazy Geese reichte es schlussendlich trotz eines 1:3-Rekords im letzten Saisondrittel noch zum Vizemeister. Wie schon beim letztjährigen Landesligameistertitel gab das Pitching von Alfred Wieland den entscheidenden Ausschlag für ein Team, das defensiv brilliert und offensiv eher durchschnittlich spielt. Christian Suchard überragte seine Teamkollegen am Schlag deutlich und war einer der offensivstärksten Spieler der Liga. Insgesamt spielten die Geese mehr als jede andere Mannschaft das gesamte Jahr hindurch mit ihrer Stammbesetzung durch.
Die Vienna Lawnmowers wiesen wie die Cubs eine ausgeglichene Leistung in allen Bereichen auf. Die Offensive war die stärkste der Liga – sieben „Stammspieler“ schlugen über .300 und Hadmar Lang wird möglicherweise seinen zweiten Battingtitel in Folge abräumen. Beim Pitching verließ man sich heuer auf das Gespann von Hugo Feldhammer und Dietmar Ackerl. Während Ackerl auch dieses Jahr wieder eine Leistungssteigerung vorwies, hat Feldhammer nach dieser ersten vollen Saison als Pitcher sicher noch Verbesserungpotential. Das Catching war vielleicht das schwächste aller Teams, Jugendspieler Martin Meitz war nach dem Rücktritt von Bruno Steininger und dem verletztungsbedingten Ausfall von Fritz Durstberger aber ein wichtiges Replacement für die Wiener und wurde mit Fortdauer der Saison immer stärker.
Bei den Wanderers gab es nur zwei Spieler, die als Fixpunkt gelten konnten: Andreas Ofner und Christoph Wieser. Ofners Leistung spiegelte die des gesamten Teams wieder: Er startete sehr stark in die Saison und schlug zunächst den anderen Teams die Bälle um die Ohren, ging aber in den späteren Spielen vornehmlich Strikeout. Die Farmteamspieler Emilio Podreka, Johannes Pernkopf, Harald Trottmann, Michael Czerny und Max Scholdan legten Zeugnis für die hervorragende Nachwuchsarbeit der Wanderers in den letzten Jahren ab, standen dem zweiten Team aber leider nicht immer zur Verfügung. Der 15-jährige Pitcher Philipp Schneidhofer ist ein Versprechen für die Zukunft. Insgesamt ließen leider viele Spieler die notwendige Begeisterung für das Spiel vermissen.
In diesem Jahr konnte Philipp Goiser die Pirates nicht wie schon so oft auf seinen Schultern in den Kampf um die Meisterschaft tragen. Goiser brachte sowohl offensiv als auch am Mound eine gewohnt starke Leistung, wurde jedoch ab der Mitte der Saison durch Armprobleme gehandicapt. Aber auch die überraschend starken Pitching-Vorstellungen von Lukas Wagner und die Rückkehr von Thomas Schöne konnten eine erschütternd schwache Offense nicht wettmachen. Goiser und Bernhard Wagner waren die einzigen Spieler, die heuer an ihr Leistungspotential herankamen. Leider mussten die Pirates sehr häufig mit einigen „automatischen“ Outs in der Lineup spielen. Die groben Kaderprobleme, die gereizte Stimmung und der nun erfolgte letzte Saisonplatz werden ein gehöriges Krisenlösungspotential über den Winter erfordern, damit das Team in dieser Situation nicht zerbricht.
Und wie schon in den letzten Jahren ist auch heuer wieder nicht klar, wie es nächstes Jahr aussehen wird. Zunächst einmal ist der Teilnehmer am Aufstiegsturnier der Regionalligen fraglich. Die Cubs vertreten die Ansicht, dass ihr Farmteam an dem Turnier teilnehmen dürfe, da ja die erste Mannschaft absteigen könnte (die Cubs 1 müssen Relegation spielen). Sollte der Verband diese Ansicht nicht vertreten, wären die Lawnmowers als Drittplatzierter bereit, am Turnier teilzunehmen.
Noch unsicherer sieht die Lage in Bezug auf die Landesliga aus. Die Situation wird dadurch verschärft, dass aufstiegsberechtige Teams aus der Landesliga Wien/Niederösterreich/Burgenland entweder in die RL Ost oder in die RL Süd aufsteigen sollten, eine Regelung über den genauen Modus jedoch fehlt. Insgesamt wird zu erwarten sein, dass es zu einer Aufstockung der Regionalligen kommen wird, da die Landesliga heuer mit neun Teams startete, während jede Regionalliga nur fünf Teilnehmer hatte.
Auch die Lizenzen könnten für einige Überraschungen sorgen, so müssen die meisten möglichen Aufstiegskandidaten aus der Landesliga noch Nachweise vorlegen, um auch tatsächlich die Lizenz für die Regionalliga zu erhalten.
Wie inzwischen schon fast zur Gewohnheit geworden, wird sich erst über den Winter die Besetzung der Regionalliga Ost 2002 abzeichnen.
17.8.2001