In Wien gibt es zwei ABL-Teams, die Vienna Wanderers und die Vienna Metrostars, mit Farmteams, Softballmannschaften und Nachwuchsmannschaften in allen Altersklassen, mit den Piratas del Caribe ein Bundesliga Team und dann die drei Landesliga Teams: Die Vienna Bucks, die Vienna Cyclones und nicht zuletzt uns, die Vienna Lawnmowers. Außerdem gibt es eine Vielzahl an Slow Pitch Softballmannschaften. Die Baseballszene der Hauptstadt ist mittlerweile gut integriert, hat aber ein ernsthaftes Platzproblem, denn für all diese Mannschaften bleiben nur ganz wenige Spots für Trainingszeiten und auch die Spielplangestaltung ist eine sehr komplexe Angelegenheit. Das Problem: Es gibt nur zwei Baseballfelder, die Spenadlwiese und die Freudenau. Der sehnliche Wunsch eines eigenen Ballparks bleibt im Prinzip allen Mannschaften verwehrt…
Die späten 90er in Liesing
Ein eigenes Trainingsgelände, das war zu Gründungszeiten schon der Wunsch der Lawnmowers. Man Schlug die Zelte damals in Liesing auf, im sogenannten Überschwemmungsgebiet der Liesing zwischen Inzersdorf und Alterlaa. Wobei Trainingsgelände eher ein großzügiger Ausdruck zu sein scheint. Es war eine von Unkraut übersehte Wiese. Keine Schuppen für Material, nur eine Parkbank und einer kläglicher Versuch einen Mount aufzuschütten. In der Wiese hatte man es über die Monate immerhin geschafft, durch anslide Versuche zu den Bases einigermaßen ein Infield zu erahnen. Da es sich aber um eine öffentliche Wiese handelte und daraus nie ein richtiger Baseballplatz werden würde, wurde der erste „Ballpark“ der Lawnmowers schließlich aufgegeben.
Kaderschmiede Papstwiese
Die Erwachsenen wechselten auf die richtigen Baseballplätze Wiens. Das „Nachwuchsleistungszentrum“ wurde jedoch weiterhin auf einer öffentlichen Wiese aufgebaut. Auf der Papstwiese im Donaupark erlernten u.a. die späteren MVPs Clemens Hlawaty und Lionel Mace ihr Handwerk. Da man auch hier stets mit Hunden, Fußballern und sonstigen Störfaktoren den Trainingsplatz teilen musste, war dieser Zustand aber auch nur temporär. Das Hauptkriterium waren halt die Kosten, es gab keine.
Homebase Freudenau
Auf Grund der Entwicklung und der Umstände ist es nicht verwunderlich, das die Lawnmowers einen richtigen Heimplatz gar nicht haben. Der Verein gleicht in gewisserweise einen Nomadenvolk. Ein Großteil der Heimspiele wird seit Beginn in der Freudenau ausgetragen. Oftmals wurde auch Rannersdorf oder sogar Traiskirchen als Ausweichplatz gemietet, auf Grund der geringeren Kosten. Trainiert wurde viele Jahre auf der Spenadlwiese. Logistisch gesehen ein schwieriges Unterfangen, Jede Woche mussten Schläger, Helme, Bälle, Catcherausrüstung usw. zwischen den beiden Orten hin und her transportiert werden. Seit ein paar Jahren wird nun auch auf der Freudenau das Training abgehalten. Man hat sich im letzten Jahr nun etwas geleistet und einen eigenen Materialschuppen, das sogenannte Clubhaus, aufgebaut. Immerhin ein Hauch von Heimatgefühl. Ein großes ABER ist aber immer noch die hohe Platzmiete, was neben den Mowers auch die Vienna Bucks dazu getrieben hat, wenn möglich keine Heimspiele mehr auszutragen. Man hat nur Kosten und aber keine Einnahmen, wie durch eine eigene Kantine, wie es auf den Ballparks in den Bundesländern gang und gebe ist.
Der eigene Ballpark?
Das Gedankenspiel oder der Wunsch nach einen eigenen Ballpark nur für die Lawnmowers spukt natürlich immer wieder in den Köpfen herum. Vor vielen Jahren schien sich hierzu auch wirklich was zu entwickeln. Ein geplantes Sportzentrum in Eßling, den östlichsten Bezirksteil Donaustadts, bat sich als die passende Lösung an. Diese Pläne versumperten aber sang- und klanglos in irgendeiner Schreibtischlade. Es gibt zwar teilweise Platz für einen Platz. Nördlich der Donau und in östlichen Teilen Simmerings sind einige brachliegende Felder/alte Industrieflächen, die nur darauf warten einer ansehnlicheren Nutzung nachzukommen. Das Hauptproblem ist allerdings sicher die Anschaffung, wo Kosten zwischen 50.000 und 100.000€ anfallen dürften. Allein für den Ankauf. Einen Baseballplatz darauf zu zaubern würde dann nochmal sicher 25.000€ verschlingen und dieses abartige Summe an Geld ist nie und nimmer vorhanden. Zwei kleinere Probleme gibt es da auch noch. Ein kleiner Landesligaverein kann mit großen Bauwerbern nicht mithalten und selbst wenn, ist das Grundstück dann so abgelegen und so schlecht an die Stadt angebunden, das es vermutlich wenig Attraktivität hätte für viele Spieler dort – am A.d.W. – zu trainieren. Zuschauerzahlen für einen Kantinenbetrieb (dessen Aufbau erneut viel Geld kostet) wären sowieso nicht gegeben.
Feld der Träume
Jänner 2021. Präsident Michel Fleck unterschreibt den Kaufvertrag für den neuen Ballpark. Ein Investor, Dietrich Stronach oder so, der sich für kleine Vereine in Randsportarten stark macht war es, der diesen Ball gepitcht hat. Der neue Ballpark in der Bertlgasse? wird neben einer Kantine und Gardaroben mit Duschen auch über einen kleinen Besprächungsraum/Büro verfügen.
Oktober 2021. Die Rohbauarbeiten der Baufirmen für das Clubhaus der Lawnmowers ist fertig. Die Vereinsmitglieder nutzen jede freie Minute um in eherenamtlicher Hilfe dem Bau Farbe und Innenleben zu verleihen. „Ich mach oben jetzt Blau!“, ruft Andi Chrastka von der Leiter hinunter, was auch immer er damit meint. Peter Pratscher in seinen Element: „Gehört noch was betoniert?…Nein?…Beton!?…Na, geh…“, Alex Schroll kreist wärendessen mit dem Rasenmähtraktor über das künftige Outfield. Dario Krajnovic, Peter Griffiths und Rene Szeywerth stampfen cm² für cm² des Infield Unterbaus nieder: „Geh Oasch!“, während Clemens Hlawaty sich mit Petra Goldova genüsslich die Extrawurstsemmeln teilen, was Hund Eddy aus den Dornbusch und Chris Neumann aus dem Scorerhäuschen hervorlockt.
April 2022. Freitag. Abendsonne. Didi Ackerl und Dan Rudl heizen kindisch blödelnd den Griller an. Kilian Mace, Marco Prusa und Wolfgang Köhler ziehen mit Kalk in Perfektionsarbeit die Linien und das Lawnmowers-Logo auf das Feld. Michel Fleck schraubt fachmännisch die letzten Schrauben der Anzeigetafelschutzabdeckung an. Daniel Jelencsits hält die Leiter: „Brauchst noch eine Schraube?“, „Nein…warte…(eine Schraube fällt runter)..Ja!“. Thomas Bertleff kommt gerade vom Metro zurück. Eine Lawnmowerskette trägt den Kantineneinkauf von seinem Auto Richtung Klubhaus. Die fleißigen Spielerfrauen richten sich ihren Arbeitsplatz her in dem sie g´schaftig einteilen, wo was hin- und dann wieder hergetragen werden soll, woraufhin Moritz Bammer erstmal ein Zipfer anreisst. Lionel Mace tüftelt noch im Büro an Design und Preisen für die Speisekarte, daneben sitzt Michi Bittmann und testet die Sprechanlage mit einem Best-Of seiner bekannten/deppaten Sprüchen. Luca von Ameln putzt in deutscher Gründlichkeit noch die Fotos der LM-Wall of Fame und schickt den armen Christoph Stelzer schon das dritte Mal frisches Wasser holen, damit Morgen auch alles passt. Das große Eröffnungsspiel gegen die Marchfeld Oidas (die neue Mannschaft von Thorsten Brei). Sogar die Bezirkszeitung hat sich angekündigt. Marc Corpuz und Klaus Zednik pumpem sich darum im Outfield noch etwas (mehr) auf, damit man im Fotofall eine gute Figur macht. Der Rest lässt sich langsam um den Griller nieder. Die Erschöpfung ist groß, aber der Stolz noch größer. Die Bierdosen zischen und die Mowers blicken verträumt auf die Sonne, die jetzt langsam über dem Frantisek-Rudl-Field unter geht.