Schizophrener Playoff-Auftritt

17:10, Duck´s Field, Wiener Neustadt. Die Sonne steht schon tief, als die Spieler der Lawnmowers mit hängenden Köpfen das Dugout räumen und sich, mit samt ihren Taschen und Flaschen, neben der schattenspendenden Tribüne niederlassen. Manager Alex Schroll pickt noch ein paar positive Szenen zur Nachbesprechung heraus. Anschließend begeben sich noch Manche zu Bier und Burger zur Kantine hinauf und beobachten das Zwischenrundenspiel der Diving Ducks II gegen die Cyclones, also genau die Partie, die schon so sicher mit Mowers-Beteiligung stattfinden hätte sollen….

5 Stunden vorher

Ein motivierter Haufen Wiener Baseballspieler steht in der prallen Sonne neben der zu dem Zeitpunkt noch nicht schattenspendenden Tribüne und zwängt sich siegeshungrig in die Spielkleidung. Einem Spieler fallen dabei eine Packung Kondome aus der Baseballtasche, weil ihm das unangenehm war und er sich angeblich nicht erklären konnte, was genau die in der Sporttasche zu suchen hatten und vor allem weil seine Mama in Oberösterreich eifrig Spielberichte auf unserer Homepage liest, bleibt der Spieler hier im Bericht anonym. Die Lawnmowers treffen an diesen Tag um 14:00 im zweiten Spiel der ersten Playoff Runde der Landesliga Ost auf die Vienna Cyclones. Erstmals wird das Final Four im neuen Modus gespielt. Wo sich die Dritt- und Viertplatzierten des Grunddruchgangs um den Einzug in die Zwischenrunde duellieren, wo man sich mit dem Verlierer der Partie der Erst- und Zweitplatzierten um den Finaleinzug matcht. Ein fairerer Modus, welcher mehr Spannung bringen soll. In der Tat roch es förmlich nach Playoff und gewissermaßen nach K.O.-Tunier, ein ganz besonderes Gefühl, bei so einem Spiel, so einem Tunier, für sein Team auflaufen zu dürfen. Nicht auch weniger deshalb, weil sich die Lawnmowers erstmals seit der Aufstiegssaison 2016 für das Meisterplayoff qualifizieren konnten.

Line Up: #38 Mercer 2B, #22 Hlawaty P, #1 Mace L. LF, #73 Köhler RF, #11 Bittmann 3B, #52 Bertleff CF, #7 Schroll 1B, #24 Bammer SS, #15 Szeywerth C

Voll auf Sieg lautet die Devise. Da mit Luca von Ameln (Blinddarmdurchbruch) und Philipp Sutanto (doppelter Fingerbruch) immer noch beide Stammcatcher fehlen, übernimmt, wie auch schon im Weitra, Rene Szeywerth den Platz hinter der Plate. Wolfgang Köhler hat sich in den letzten Spielen immer mehr als Powerhitter empfohlen und startet daher erstmals an vierter Schlagposition. Eine kleine Überraschung ist eventuell nur die Besetzung der Short Stop Position, wo der Moritz Bammer den Vorzug vor Routinier Didi Ackerl bekommt. Mercer auf 2nd Base (18 Jahre) und eben Bammer (22 Jahre) auf Short Stop bilden somit das jüngste Mowers-Middleinfield seit mindestens zehn Jahren.

Play Ball. Die Mowers starten erstaunlich stark gegen die schlaghungrigen Cyclones. Die Defense rund um Pitcher Hlawaty lassen in den ersten drei Innings keinen Run der Gegner zu und so können die Lawnmowers eine 8-0 Führung ins vierte Inning. Besonders das Outfield bleibt über das gesamte Spiel fehlerlos und pflückt die Flyballs nur so vom Himmel. Die Sensation/Zwischenrunde zum greifen nahe. Noch eineinhalb Innings zwei Runs trennen die Blues vom Mercyrule Sieg, doch dann legt der hinterfotzige Baseballgott einen Schalter um. Cyclones ein. Mowers aus. Klack. Nach dem Pitcherwechsel auf seiten der Gegner kann zwei Innings kein weiterer Run geholt werden. Auf der anderen Seite bricht Clemens Hlawaty lansgsam ein, auch ein fallengelassener Easyflyball seinerseits bringen den sonst so starken Spieler aus der Bahn. Doch noch führen die Lawnmowers. Das Trainerteam reagiert auf den Einbruch und wechselt Routnier Ackerl auf Short Stop für Michi Bittmann ein, der keinen guten Tag hat. Bammer wechselt darum auf 3rd Base. Kilian Mace kommt ins Right Field und für Rene Szeywerth in die Partie, um den Catcher für eine mögliche zweite Partie zu schonen und so legt Wolfgang Köhler zum zweiten Mal im Leben die Catcherausrüstung an. Im sechsten Inning können die Cyclones durch mehrere Base on Balls und einige Hits die Lawnmowers überholen und gehen 8-12 in Fürhung. Hlawaty kann nicht mehr und Moritz Bammer übernimmt am Mount, allerdings nur für drei Würfe dann krampft er schmerzverzerrt zusammen und greift sich auf die Schulter. Mittlerweile eine dramatische Partie, der Scorer radiert wie wild herum und zerbricht motschgernd seinen Bleistift. Lionel Mace, seit über einem Jahr keinen Pitch mehr geworfen, weder im Training noch im Match, soll das Spiel closen. Kilian Mace wechselt ins Left Field, dadurch kommt Gold Glover Klaus Zednik zu seinem Playoffeinsatz. Die Cyclones kommen zwar nicht mehr richtig zu vielen Hits gegen den Breakingschrott, den der ältere Mace ihnen vor die Schläger schlenzt, aber können durch mehrere Wildpitches ihre Führung ausbauen. Didi Ackerl scort zwischenzeitlich für die Mowers den neunten Run, so steht es 9-15 vor dem letzten Inning, welches wieder einige kurriose Szenen parat hat. Nach wenigen Pitches beginnt Catcher Köhler immer mehr herum zu wanken, will aber vorerst weiter spielen. Wenig später ändert sich das, als der Kreislauf des 42-Jährigen nicht mehr will – schnell ein Cola für Köhler. Wie geht es weiter? Naja, der Präsident zieht sich um, tatsächlich, Michel Fleck kommt auf seinen ersten Einsatz seit zwei Jahren und nimmt für die letzten Batter in der Hocke platz. Es knarrt bis rauf zum Schneeberg. Ein Run kann wieder nicht verhindert werden, somit brauchen die Lawnmowers sieben Runs um mindestens ins Extrainning zu kommen. Noch mal, nach einer 8-0 Führung. Es ist zum Haare raufen. Kilian Mace kommt auf Base. Doch sowohl Jaryd Mercer (Flyout) und Clemens Hlawaty (Strike Out, aber ein sehr harter Call) können den 17-Jährigen nicht weiter bringen. Lionel Mace schlägt noch ein sehenswertes Triple und seinen Bruder doch noch nach Hause. Eine sehr familiäre Angelegenheit mittlerweile, denn der Vater der Beiden, Michel Fleck, beschließt das Spiel im Anschluss mit einen Strike Out. Ballgame. Endstand 10-16.

Die Cyclones haben die Zwischenrunde gegen die Ducks dann klar mit 0-10 verloren, somit treffen die beiden Wiener Teams am 27.9. in der Freudenau im Rahmen des kleinen Finales in der Freudenau schon wieder aufeinander.

Stimmen zum Spiel von Wolfgang Köhler und Moritz Bammer:

Zweiter Einsatz als Catcher und dann auch noch in so einem wichtigen Spiel. Was waren deine Gedanken?

Wolfgang: Als Rene die Schienbeinschützer ausgezogen hat, war mir klar das ich jetzt auf die Catcherpositon wechseln werde. Schwierig war für mich dann aber der Pitcherwechsel von Clemens auf Lionel weil ich nicht gewusst habe, wie die Breakingbälle kommen.

Erstmals an der vierten Schlagposition aufgestellt, eine Belohnunh für deine gezeigten Leistungen der Vorwochen. Ärgert es dich, das du nicht ganz an die Erwartungen anschließen konntest?

Wolfgang: Ich war grantig über ein paar Strike Calls, die ich anders gesehen habe. Leider habe ich mich dadurch aus der Ruhe bringen lassen und meine Schlagleistung an dem Tag war somit bescheiden. Aber an welcher Stelle ich Schlage ist mir eigentlich egal.

Deine Prognose für das Spiel um Platz 3?

Wolfgang: Ich hoffe wir ziehen den Cyclones die endlich die Hose aus!!! (Übersetzung aus der Sportlersprache: Ich hoffe wir gewinnen!!!)

Wie würdest du das Spiel zusammenfassen?

Moritz: Die ersten drei Innings hat alles gepasst. Pitching, Batting und Defense waren wirklich stark. Gegen den zweiten Pitcher konnten wir nicht viel ausrichten und in der Defense gab es einige Fehler und Pech hatten wir auch. Somit haben wir das Spiel gegen einen starken Gegner unglücklich aus der Hand gegeben. Aus der Leistung zu Beginn des Spiels können wir für nächste Saison viel mitnehmen. Wenn wir es schaffen immer so konzentriert zu Spielen, dann könnten wir nächstes Jahr noch weiter oben in der Tabelle stehen.

Was ist da genau am Mount passiert beim einpitchen?

Moritz: Ich weiß selbst nicht genau, vermutlich ein Fehler in der Motion, der sich durch die längere Trainingsabewesenheit eingeschlichen hat. Bis in zwei Wochen sollte was wieder in Ordnung sein.

Ein Hit, ein RBI, bis zur Verletzung das Spiel deines Lebens?

Moritz: Ich bin generell zufrieden mit der Performance. Auf die Saison bezogen wars sicher eines meiner besten Spiele, aber das Spiel meines Lebens war es nicht.