Gedanken in Royalblau

Zur Saisonmitte nimmt sich Cheftrainer Lang Zeit, über Status und Zukunft der Lawnmowers zu philosophieren…

Warum die Lawnmowers sich 2016 in die Regionalliga wagen sollten

Gedanken des Managers

Die Vienna Lawnmowers belegten 2014 in der Landesliga Wien/Niederösterreich/Burgenland den dritten Platz und wären aufgrund technischer Umstände aufstiegsberechtigt in die Regionalliga Ost gewesen. Sie haben auf einen solchen Aufstieg verzichtet, weil sie sportlich dafür nicht reif waren, wie deutliche Niederlagen gegen die Schremser Beers und das Team Japan im Final Four sowie gegen das Farmteam der Stock City Cubs in der Relegation zeigten. Darüberhinaus finden die Mowers in der Division A der Landesliga ein durchaus ansprechendes Spielniveau und einen ihnen sehr entgegenkommenden Spielmodus vor.

Dennoch bin ich der Meinung, dass die Mannschaft 2016 für die Regionalliga melden sollte, wenn sie die sportlichen Voraussetzungen dafür erfüllt.

Das aktuelle Team des Vereins entstand nach der Saison 2008 aus der zweiten Mannschaft, die nach dem Abgang praktisch der gesamten ersten Mannschaft seitdem die Vienna Lawnmowers im Spielbetrieb alleine vertritt. Dieses Team hat seine Spielstärke in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert, obwohl der Kader von den athletischen Voraussetzungen her den meisten anderen Baseballvereinen wahrscheinlich nicht Paroli bieten kann. Er ist allerdings derzeit groß und ausgeglichen – um die fünfzehn Spieler treten zu jedem Spieltermin an, jede Position kann ohne große Abstriche mit zumindest zwei Spielern besetzt werden und als Pitcher und Catcher stehen jeweils eine große Zahl von Alternativen zur Verfügung. Die Feldverteidigung muss sich aktuell nicht verstecken: Obwohl die Lawnmowers auch heuer wieder unter dem bisweilen, nunja, "strengen" Scoringstil in der Landesliga zu leiden haben und die Pitcher des Teams viele Bälle in play zulassen, liegt die Fielding Average weit über .900.

Die Offensive ist ein anderes Thema, auf das ich aber ein bisschen genauer eingehen will:

Die Mowers führen zur Saisonmitte 2015 die meisten Offensivstatistiken ihrer Division deutlich an. Nur wenn es um On Base Percentage und um das Verhältnis von Walks zu Strikeouts geht, glänzen sie nicht gerade. Die Spieler schwingen frei und schlagen den Ball bei Kontakt weit. Gegen das Pitching, das diese Spieler in der Landesliga meistens sehen, fahren sie damit auch gut und bieten ansprechende Spiele mit vielen Hits.

Ganz anders sieht die Sache jedoch aus, wenn es die Lawnmowers dann einmal mit einem Pitcher zu tun bekommen, der höhere Speed, gute Kontrolle und/oder brauchbare Offspeed- oder Breakingpitches aufweist. Das zeigte sich letzte Saison in den Playoffs und heuer in den Saisonniederlagen gegen die Pitcher Kervin Castillo, Dawid Krawetkowsky, Daniel Schafhauser und Sascha Kotrba – alle vier durchaus auf einem Niveau, das man auch in der Regionalliga erwarten kann. Gegen solche Pitcher graben sich viele Schlagmänner der Lawnmowers mit ihren free-swinging ways eine tiefe Grube, aus der sie nur schwer herauskommen.

Natürlich kann keine Mannschaft erwarten, gegen solides Pitching immer starke Offensivergebnisse einzufahren – so beruhen die Powernumbers der Lawnmowers aus der heurigen Saison zu einem guten Teil darauf, dass viele gegnerische Pitcher gut lesbare Pitches einfach nur über die Plate bringen. Um gegen gutes Pitching zu bestehen, muss man jedoch selektiv sein. Diese Selektivität lässt sich nicht erreichen, wenn man davon ausgehen kann, die Pitches wie auf dem Tee liegend serviert zu bekommen. Die Lawnmowers müssen sich daran gewöhnen, dass das gegnerische Pitching von ihnen höchste Konzentration und das "Arbeiten" am Count erfordert. In der Landesliga ist ein solcher Fortschritt nicht möglich. In der Regionalliga schon.

Wie ich schon letztes Jahr hier auf der Homepage geschrieben habe, ist die Spielqualität in der Landesliga in den letzten Jahren so weit gestiegen, dass manche Spiele ausgeglichen und auf hohem Niveau stattfinden und sich gutes Umpiring verdienen. Ein solches darf sich allerdings kein Team erwarten, weil die unterste Liga naheliegenderweise den Einstieg für neue oder bloß gelegentliche Schiedsrichter darstellt. Das führt zu dem Ergebnis, dass die Qualität des Spiels in den letzten Saisonen oftmals weit über der des Umpirings lag und dass manche gute Spiele unter der nicht entsprechenden Schiedsrichterleistung litten. Es wäre vermessen, sich in der Regionalliga perfekte Umpires zu erwarten – immerhin handelt es sich auch hierbei in erster Linie um eine Hobby- und Aufbauliga -, aber von einem höheren Niveau der Offiziellen ist doch auszugehen.

Auch wenn für die Lawnmowers sportlich in der Regionalliga nicht viel zu holen sein würde, wäre ein Ausflug in diese Gefilde sicher eine Bereicherung für das Team. Möglicherweise würde der gehobene Anspruch auch zu einer Weiterentwicklung vieler Spieler führen, die mangels Herausforderung in der Landesliga ausbliebe. Letztlich hätten sich mehrere Mannschaftsmitglieder, die entscheidend zur Verbesserung des Teams in den letzten Jahren beigetragen haben und die sich mittlerweile dem Abend ihrer Spielerlaufbahn nähern, einen Auftritt in einer höheren Liga verdient.

Aus all diesen Gründen hoffe ich persönlich sehr, dass sich die Lawnmowers im Jahr 2016 unter der Devise "Erstes Ziel: Spaß haben. Zweites Ziel: Gut spielen. Drittes Ziel: Gewinnen." in der Regionalliga wiederfinden.

Anlass für die obige Weitschweifigkeit ist die 4:7-Niederlage der Lawnmowers gegen die Bulldogs am vergangenen Wochenende. Gegen Sascha Kotrba, einen der besten jungen Pitcher Österreichs, waren die Mowers die meiste Zeit auf wild schwingendem verlorenem Posten, bis sich die gesamte Lineup im fünften Inning darauf konzentrierte, am Schlag nicht zu raten, sondern ohne Angst vor dem zu-spät-sein-mit-dem-Schwung die Pitches anzuschauen und am Count zu arbeiten. Dieses eine Offensivinning, in dem die Lawnmowers drei Punkte erzielten, zeigte, dass die Qualität am Schlag vorhanden ist und dass bloß die Erfahrung fehlt. Die Umpires der Partie boten eine solide Leistung (gute Strikezone, gute Calls bei Tatsachenentscheidungen), waren aber gänzlich damit überfordert, dass Kotrba die Grenzen dessen, was ein linkshändiger Pitcher beim Pickoff zulässigerweise tun darf und was nicht, geschickt auslotete und mit Fortdauer des Spiels dann immer deutlicher überschritt. Dieser Bereich, der sogar in den amerikanischen Profiligen immer wieder für Kopfzerbrechen bei Schiedsrichtern sorgt, ist aber auch keiner, mit dem sich Umpires in der untersten österreichischen Hobbyliga herumschlagen sollten.