Trainingslager 2001

Mlade Buky, 12.4.-17.4.2001 – Das traditionelle Trainingslager in Mlade Buky fand heuer vom 12. – 17. April 2001 statt. Nachdem SadoFranta eine Woche die Pee Wees gequält hatte, freute er sich schon darauf, nun auch die Lawnmowers durch den tschechischen Urwald zu jagen. Nur wurde ihm dieser Plan vom Wettergott ordentlich verschneit.
Überhaupt war dieses Treningslager komplett anders als die anderen. Das lag vor allem daran, daß das Horsky Hotel von einem neuen Pächter übernommen worden war. Die bisherige gemütliche Atmosphäre in Pod Pralesem schlug um in gegenseitigen Unmut und Mißtrauen. Auf abenteuerliche Weise schlichen Spähtrupps den ganzen Tag durch das Hotel, um aus anderen Zimmern Mistkübel und Klopapier zu organsieren. Doch dem nicht genug! Die Heizungen waren in einigen Zimmern nicht in Betrieb, das Essen bei weitem nicht so gut, wie wir es noch in Erinnerung hatten, und Getränke konnten nicht mehr nach Belieben einfach konsumiert und aufgeschrieben werden.
Das reichte, um einigen Lawnmowers ordentlich die Stimmung zu verderben, da war es dann schon egal, daß die Bar wegen Umbauarbeiten geschlossen und der Tischtennisraum nur unter strengen Auflagen benutzbar war. Aber immerhin fand der Franta sein Gebiss wieder und mußte sich nicht mehr ausschließlich von Pivo ernähren, und wir konnten trotz des schlechten Wetters ganz gut trainieren.

Donnerstag
Die Reise ins Riesengebirge begann turbulent. Die 17 am Trainingslager teilnehmenden Lawnmowers waren wie ausgemacht um 16 Uhr beim McDonalds, allerdings nicht alle bei dem am Ende der Süd-Ost Tangente. Nicht weiter überraschend, mußte doch Michel am Dienstag nach dem Training beim Willi öfters erklären, wo überhaupt die Tangente verläuft. Hugo sorgte gleich für noch mehr Verwirrung, indem er den Verirrten übers Telefon erklärte, das Ende der Tangente sei in Heiligenstadt, trotzdem schafften wir es, bis um 16 Uhr alle Leute samt Gepäck in die Autos zu pferchen und gemeinsam abzureisen.
Michel bat uns, wegen der Maul- und Klauenseuche sämtliche Tierprodukte bis zur Grenze aufzuessen. Die Grenzkontrolle verlief eigentlich ohne Probleme, wenn man vernachlässigt, daß Didi in der Aufregung unsere Pässe bei der netten Grenzbeamtin zurückließ. Nach einer kurzen Pause, in der Didi auch unsere Pässe zurückholte, ging die Reise weiter, und sogleich packten die Mädels ein paar Käseweckerln aus. Didi gingen die Nerven durch und seufzte:“Käse…in meinem Auto?“, und Michel fehlten die Worte, hihi, aber die Mädls ließen sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen und schnabulierten genüßlich ihre Jause.
Als wir dann auf die Autobahn nach Brno auffahren wollten, begann eine lange Irrfahrt. Zunächst bogen wir falsch ab und fanden uns auf einer Bundesstraße wieder, mußten dort wenden und zu der äußerst übersichtlich gestalteten Kreuzung zurückfahren. Die ersten drei Autos fanden daraufhin ihren Weg auf die Autobahn, doch Hadmar dachte, wir würden nie auf die Autobahn auffahren, und weil er den Anschluß an den Konvoi verlor, fuhr er einfach geradeaus an der Autobahnauffahrt vorbei.
Als wir sein Fehlen merkten, stoppten wir sofort am Pannenstreifen, um auf ihn zu warten, doch er ließ uns telefonisch ausrichten, wir sollten einfach weiterfahren. Nach einer noch sehr langen Fahrt erreichten schließlich die verbliebenen drei Autos das Horsky Hotel um ca. 22:30. Es folgten Zimmerverteilung und Abendessen, und danach war die Hadmarpartie immer noch nicht angekommen. Nach mehreren Telefonaten schließlich holte jemand vom Hotel den armen Hadmar ab, sodaß er, Alex, Andi, Hannes und Richie schließlich noch um 1 Uhr in der Früh das Abendessen einnehmen konnten.

Freitag
Alle Lawnmowers schafften es, um 7 Uhr beim Morgenlauf zu sein, bis auf den Neuling Gerald. Der erfuhr sogleich, was für ein verabscheuungswürdiges Verbrechen er begangen hatte, und machte zur Strafe nach dem erbarmungslosen Morgensport 20 Liegestütze. Dominik, der nur anmerken wollte, daß eigentlich auch zwei Mädls nicht rechtzeitig zum Morgenlauf erschienen waren, leistete ihm dabei Gesellschaft. Klarer Fall von Triplezonk.
Hadmar, der gestern beim Abendessen noch nicht über sein Mißgeschick lachen konnte, konnte es heute beim Frühstück immer noch nicht. Dennoch bot er an, bei Schlechtwetter eine Führung durch Trutnov und Umgebung zu leiten. Die fand aber nie statt. Am Nachmittag spielten wir gegen die Wirtshauspartie Fastpitch-Softball bei unerträglich niedrigen Temperaturen von 34 Grad in der Knackmattn. Jeder Lawnmower erhielt eine Plateappearance, und obwohl viele von uns unzählige Bälle wegfoulten, gelang nur dem Hadmar ein RBI Single ins Rightfield, ein Hit, der den Dominik von der 2. Base scorte. Weil es aber bald spät war und auch immer kälter wurde, zogen sich die Knackmattn bald wieder in ihre Höhlen zurück, um ein paar erlegte Pee Wees auszugraben und zu braten, und die Lawnmowers trotteten zum Hotel, auch zum Nachtmahl.
Am Abend trennten sich die Lawnmowers in alter Tradition, um entweder sofort zu zonken, kartenzuspielen oder einfach nur neue Rekorde im Pivotrinken aufzustellen. Gerald versuchte uns den Unterschied zwischen den Sätzen:“Ich geh fort!“ und „Ich geh weg!“ klarzumachen. Recht erfolgreich sogar. Irgendwie durch die zu – äh – ernsten Themen überfordert, zonkten bald die Kati und dann auch der Didi, und versäumten damit das Kennenlernen der neuen Hotelpächter. Als Hugo wieder ein paar Flaschen Pivo aus dem Kühlschrank entnehmen wollte, um sie ordnungsgemäß auf die Rechnung zu schreiben, schoß der grauhaarige Goldketterlträger aus der Küche in die Ersatzbar und erklärte:“Kühlschrank Eigentum von ihm, Inhalt auch, und alles andere auch. Wenn Pivo haben wollen, einfach nur laut sagen ‚PIVO‘, kein Problem, aber nix einfach nehmen, ok?“.
Na, das war deutlich genug.

Samstag
Dieser Tag war ein Geschichtsträchtiger, da etwas geschah, das nie ein Lawnmower für möglich gehalten hatte. Als der Wecker uns wieder einmal zu unmenschlichster Zeit weckte, mußten wir entdecken, daß es draußen heftigst stürmte und schneite. Unwillig begaben wir uns nach unten, um den Strafen, die aufs nicht Erscheinen zum Morgenlauf stehen, zu entgehen, aber der Franta, gerührt, daß wir uns nicht einfach drückten und auch beeindruckt von den Naturgewalten, die im Riesengebirge tobten, sagte den Morgenlauf ab.
Auch das Vormittagstraining fiel dem Unwetter zum Opfer, sodaß einige nach Trutnov einkaufen fuhren – nein, der Hadmar war nicht dabei – und die anderen ein Tischtennisturnier auf die Beine stellten. Am Nachmittag allerdings konnten wir doch wieder trainieren, und es wurde eifrig geschlagen, geschlagen und geschlagen. Beim Runtergehen – äh Sprinten natürlich – entdeckten wir eine neue Jagdmethode des Kettenhundes, der auch dieses Jahr wieder auf der Jagd nach angeblich zarten Pee Wees und zähen Lawnmowers war. Er verkleidete sich als Katze und legte sich zum Eingang des hinter seiner Hütte stehenden Gebäudes. Die Tarnung war fast perfekt, nur die riesige Kette, an der er ja hängt, verriet ihn noch. Beim Raufgehen entdeckten wir, warum in Richtung Horsky Hotel so viele Hochspannungsleitungen führen. Hinter dem KGB – Ausbildungszentrum, wo wie jedes Jahr hunderte Nachwuchsagenten, bis zur Unsichtbarkeit getarnt, lautlos ihren Ibungen nachgingen, befinden sich nämlich Pee Wee – Züchtungszellen. Damit wissen wir etzt auch, wie sich der Kettenhund und die Ureinwohner sich ernähren, wenn wir mal nicht auf Treningslager sind.
Am Abend wurde wieder fleißig gezockt, und statt zu tschechern, entschloss sich die neue Revoluzzergeneration, mit ein paar Zockern ein Ringerl zu spielen, dann noch eins, und ein drittes, und so weiter, bis es weit nach Mitternacht war. Im allgemeinen waren alle a bisserl betrunken, sogar der Michel hatte heute 2 – 3 Pivos geleert, und alle waren sehr sehr laut, zu laut, das sollten wir am nächsten Tag noch zu spüren bekommen…

Sonntag
Wieder fiel der Morgenlauf aus, Schnee bedeckte zentimeterhoch den Boden, und Franta sagte uns beim Frühstück, er hätte eine Beschwerde vom Hotelpächter erhalten. Der wohnte nämlich gleich direkt hinter dem Tischtennisraum und konnte nicht schlafen, bis nicht alle Tschecheranten ins Bett gegangen waren. Das ist eigentlich auch eine uralte Tradition im Horsky Hotel, aber das konnte der neue Pächter ja nicht wissen. Ab diesem Tag durften wir nur bis 22:00 Ringerl spielen. Also trennten sich am Abend wieder die Wege von Zockern und Zonkern, und die Ersatzbar war ab nun Schauplatz hirnrissigster Gespräche, nur noch geschlagen von den Gesprächen beim Rauf- und Runtergehen vom und zum Platz. „Was meinst du, soll ich mir noch ein PIVO nehmen?“. „Nein, bestell dir lieber ein PIVO“. „Würd ich ja gern, aber es kommt keiner, der mir ein PIVO bringen mag. Ich steh jetzt auf und nehm mir ein PIVO“…
Beinahe wäre auch heute das Vormittagstraining ausgefallen. Franta schickte uns aus, um dem Platze zuzustreben, doch die Spaziergänger versuchten, eine Meuterei anzuzetteln. Sie stimmten ab, ob sie weiter hinuntergehen oder wegen der echt extremen Kälte umdrehen sollten. Zunächst schien der Meuterei nichts im Wege zu stehen, bis die Läufer kamen und selbst die Kati, die schon vor der Abstimmung wieder Richtung Hotel getrottet war, in ihren Reihen war. Eine erneute Abstimmung war ein deutlicher Erfolg für den Franta, und am Ende waren alle froh, nicht umgekehrt zu sein, denn wir spielten ein lustiges Slowpitch – Softball Intrasquadgame, ach, ich hab mich verschrieben, Snowball war das natürlich. Der Ball, im Infield rollend, zog wie ein Rennwagen eine Wasserfontäne hinter sich her. Bälle aus dem Outfield waren von einer dicken Schneeschicht überzogen. Oft warfen die Outfielder einfach Schneebälle zurück ins Infield, um Homeruns zu verhindern, eine Taktik, auf die keiner reinfiel, weil keiner Homeruns schlug. Die Lawnmowers gewannen 12:11.
Am Nachmittag standen Infield- und Pitchertraining am Programm, gefolgt von endlosem, aber lustigem Peppern.

Montag
Nach dem ausgefallenen Morgenlauf trotteten wir im leichten Regen runter zum Platz, nur um feststellen zu müssen, daß dieser unbespielbar war. Also trotten wir wieder nach oben zum Hotel, um uns sehr unterhaltsame Trainingvideos von der MLB über Pitching, Catching, Batting und Baserunning anzusehen. Wir lernten, daß es wichtig ist, den Ellbogen beim Werfen IMMER über der Schulter zu haben, auch, wenn man Masken von sich wegwirft, Baserunner aus dem Stadion schmeißt oder Kastanien aus dem Schwimmbecken wirft. Zum Mittagessen wurden auch uns heute zähes Pee Wee – Fleisch zum Essen vorgeworfen. Jeder würgte daran eine Stunde herum, ehe alle die großen Reste an die Küche zurückschickten. Das bescherte uns für den Rest des Trainingslagers Pee Wee – Suppe.
Beim Training am Nachmittag waren Infieldthrills vorgesehen, danach spielten wir wieder Slowpitchsnowball. Diesmal slideten die Outfielder stets 20 Meter in den großen Lacken herum, um kaum Outs zu machen, durften dann aber nicht mit dem Auto rauffahren, sondern mußten, naß wie sie waren, zum Hotel rauflaufen.
Am Abend, der letzte wohlgemerkt, ging der Franta mit Manfred und Gerald weg – nein, fort – zu einer Lokaleröffnungsfeier. Doch irgendwie waren außer den wackeren drei Lawnmowers nur noch zwei Vertreter der Urbevölkerung anwesend. Das hat den Lawnmowers nicht so gefallen, deshalb wechselten sie das Lokal, aber ohne großen Erfolg, sie waren um 0:30 wieder zurück bei den übrigen Tschecheranten im Hotel. Auf Zimmer 21 fand ab 2:00 eine Unterwäscheparty statt, aber zu der Zeit schliefen alle schon.

Dienstag
Heute fand der Morgenlauf doch wieder statt, und trainiert wurde Infield und Schlagen auf Live-Pitches am Vormittag. Nach einer Suppe als Mittagessen gaben uns die netten Pächter noch ein kleines Lunchpaket auf die Reise mit, daß schnell gegessen war und nur Hunger hinterließ. Außer einem kleinen Mißverständnis gab es auf der Rückreise kaum Probleme, zumal Franta die Kolonne mit waghalsigen Überholmanövern anführte. Um 19:30 verabschiedeten wir uns in Wolkerdorfs umarmend, weinend und gerührt voneinander und fuhren nach Hause.
Zu erwähnen wäre noch, daß der Gerald den Manfred zum Südbahnhof führte, um dessen Freundin samt unserer Dressen abzuholen. Beim Manfred angekommen, gab dann das Auto vom Gerald wegen fehlerhafter Bürsten in der Lichtmaschine den Geist auf.

Teilnehmer

Hugo, 21.4.2001