Off Season Report – Das Dugout

Es ist auf jeden Baseballplatz in Österreich vorhanden, auf manchen mehr, auf manchen weniger, aber es ist vorhanden. Manchmal sind es nur zwei Heurigenbankerl mit Sonnenschirm, manchmal ein überdimensionierter Bunker rund um mit Beton verkleidet: Das DUGOUT, der Ort im Ballpark, wo 50% des Spiels stattfinden und 70% mehr interessantes passiert als im eigentlichen Feld. Grund genug heute einmal einen Blick auf dieses sagen- und ritualreichen Teil des Baseballsports mit einem eigenen Off Season Report einzugehen und genau hinzusehen, was dort denn alles vor einem Match der Lawnmowers so alles abgeht.

1 ½ Stunden vor Spielbeginn
Pitcher Thorsten Brei ist nun schon seit mindestens drei Stunden fertig umgezogen und bereit ganz exakt und punktgenau mit dem Aufwärmprogramm zu beginnen. Ein Unbelehrbarer, denn nach und nach treffen erst weitere Vehikel mit Spielern ein, welche sich „hochmotiviert“ und im morgendlichen Stechschritt (die Gangart, die jedes Großmütterchen mit Gehhilfe schnell, wie einen Formel 1-Boliden erscheinen lässt) dem Dugout nähern. 2nd Baseman Clemens Hlawaty zieht sich den ersten Socken aus. Mit gefühlten fünf Taschen, zehn Ballkübel und einem mächtigen Reisetrolley betritt 1st Baseman Alexander Schroll den Ballpark, zieht sich in Ruhe um und wäre nun ebenfalls bereit, um pünktlich mit dem Aufwärmen zu beginnen, wäre da nicht sein allmatchtägliches Ritual, das gesamte Gesicht mit 25 Tuben Sonnencreme zu verzieren. „Ich brauche das..“ , so eine oft gehörte Rechtfertigung Schrolls, der durch dieses Vorgehen nicht um sonst den Spitznamen „der Eisbär“ trägt. Hlawaty ist mittlerweile bei der Hose angekommen. Rene Szeywerth, unser Vize-Präsident, ist beim Umziehen einer der schnellsten, um ja noch genug Zeit zu haben sich mit ausreichend Franzbrandwein zu übergießen und um das Wissen des restlichen Teams mit Baseball-Anekdoten aus Südkoreas fünfter Liga, Meidlinger Wirtshausgeplänkel oder seiner Anfahrt mit der Bander Bahn zu erweitern. Ja, in so einen Dugout wird es eng. Es wird hin und her gerannt, sich dabei umgezogen und einer (jede Mannschaft hat so einen) grast nach einer durchzechten Nacht die Mitspieler ab, um sich noch schnell von jemanden ein Red Bull zu schnorren, um zumindest das Aufwärmen lebend zu überstehen, *hust hust* Peter Pratscher.

1 Stunde vor Spielbeginn
Eigentlich sollte seit einer halben Stunde eingeschlagen, eingeworfen und gelaufen werden. Dem ist nicht so. Manager Hadmar Lang sagt zum siebenten Mal: “Ok Leute, in 2 Mintuten fangen wir an, schaut, dass ihr bis dahin bereit seit!“ Clemens Hlawaty ist bereits beim Gürtel angekommen, die obere Körperhälfte ist noch im Originalzustand. Center Fielder Thomas Bertleff hüpft in dem Moment in voller Montur, mit Ausnahme der Flip Flops und seiner Sporttasche, gekonnt über die Werbebande und durchquert das Outfield in Richtung Dugout. Szeywerth ist mittlerweile schon bei der Zusammenfassung des letzten Tuniers Simbabwes U14 Jugendliga angekommen, während Hlawaty statt der Sportshirts, ein Packerl (nein, wir gehen nicht ins Packerl^^) Mannerschnitten aus der Tasche zieht. Alex Schroll, endlich fertig eingechremt, checkt inzwischen den Anmeldestatus und kommt zum üblichen Schluss: „Der Luca fehlt noch“. Einige Sekunden später piept nach und nach jedes Smartphone auf. Es muss sich um eine Nachricht in der Mannschaftswhatsappgruppe handeln. Luca von Ameln schreibt: „sry leute 😛 ich dachte wir spielen in der freudenau, mein fehler, verspäte mich“ Währenddessen schallt es durchs Dugout: „So Leute, noch eine Minute, Clemens tu weiter“. „Kann wer Wasser holen gehen?“, antwortet der Rudolfsheim-Fünfhausner, den Mund voll mit Mannerschnitten. Präsident Michel Fleck klatscht währenddessen erneut in die Hände und schreit motiviert: „Getscho (Favoritner Proletenausdruck für: „Los, tut weiter“ oder das umgangssprachliche „Gemma“), fang ma endlich an!“

½ Stunde vor Spielbeginn
Nach einem verkürzten Aufwärmen verkündet Lang die Line Up, was bei den Mowers anders als bei anderem Teams, statt einem einchoreografiertem Zweifachklatscher, in Bum-Zua-Stadionmanier mit lautem Grölen und dem undeutlichen Ausrufen der Nachnamen geschieht. Anschließend läuft die Mannschaft für eine Infield-Outfield-Session aufs Feld.

1 Minute vor Spielbeginn
Die Gegnerische Mannschaft steht bereits auf dem Feld und wirft sich ein. Zeit für die letzten Rituale. Marco Prusa meint besorgt: „Ui, der Pitcher wirft schnell“. Lionel Mace klatscht mit jedem Vereinskollegen einmal ab, weil er meint, das bringt ihm Glück und stärkt sein Selbstbewusstsein. Spätestens nach dem anschließenden Strike Out hat sich diese Theorie erneut als falsch bewiesen. Alexander Schroll schmiert noch schnell mit Faktor 50+ nach: „Man kann ja nie wissen…“ und Clemens Hlawaty zieht sich endlich fertig an um anschließend darauf zu kommen, das er eigentlich noch aufs WC hätte müssen.
Zu spät. Play Ball!