Ja liebe Leser, richtig gelesen: Das erste Trainingslager der Vienna Lawnmowers ist mittlerweile 20 Jahre her. Im Frühling 1998 machten sich die Mowers erstmals auf den Weg nach Tschechien um ihre Baseballkünste zu perfektionieren. Zu diesem Jubiläum haben wir hier das originale Trainingslagertagebuch zusammengetragen von den sogenannten selbsternannten Revoluzzern. Genial zu lesen und für einige bestimmt ein guter Zeitpunkt in Erinnerungen an einen für so viele Lawnmowers legendären Ort am Ende der Welt zu schwelgen. Also mapft gemütlich ein Tatranky rein und viel Spaß beim lesen 😀
Trainingslager der Lawnmowers |
Veröffentlicht am 01/04/98 um 12:00:00 |
Um unsere grandiosen Leistungen aus der vorigen Saison ein wenig zu verbessern, beschlossen wir ein Trainingslager unter der fachkundigen Leitung von Drill Sergeant Franta R. abzuhalten. Um jegliche Fluchtpläne sowie Meutereien und Streiks im Vorfeld zu verhindern fand dieses „Lager“ in Tschechien statt. Genauergesagt im Nationalpark Riesengebirge. Dieser liegt gleich südlich der polnischen Grenze, weswegen die Organisation von fahrbaren Untersätzen nicht gerade erleichtert wurde („Oba net mit mein‘ Auto.“). Letzlich fanden sich doch ein paar Wagemutige, die mit Oma’s Ford Taunus Bj. 1972 die Reise antraten.
Nach etwa fünfstündiger Rennfahrt mit doch sehr gewagten Überholmanövern – einigen Kollegen fielen die Haare bis auf die letzten vier Millimeter aus – erreichten wir doch das Ziel. Die Metropole des Riesengebirges, das Walhalla jedes (tschechischen) Baseballspielers, der Ort an dem die Luftschutzsirene vor Flugbällen warnt. Sollte jemand von euch – werte Leser – glauben das Ende der Welt gesehen zu haben, VERGESST ES !! Mlade Buky schlägt alles. Bereits die Ankunft (besser gesagt die Ankünfte) hinterließen einen bleibenden Eindruck.
Durch Handybesitzer vorgewarnt, wußten wir bereits von dem opulenten viergängigen Menü, welches man uns zur Begrüßung kredenzte. Die gewünschte Wirkung (infernalisches Schnarchen aus allen Zimmern) ließ auch nicht lange auf sich warten. Nur in einer kleinen Ecke irgendwo zwischen Erdgeschoß und Keller hörte man leises und dezentes Lachen, Gurgeln und Schmauchen. Einige wenige unbeugsame SpielerInnen wagten es, dem nächtlichen Ausgangsverbot zu trotzen. Dies war der Auftakt zu wunderbaren, lustigen, durstigen allabendlichen Unterhaltungen in revolutionärem Kreis.
Sa., 1. Trainingstag – Motto: „killing me softly“
An der sportlichen Durchführung der zumeist sehr komplizierten Übungen („hast du das kapiert?“) gibt es nichts auszusetzen. So wurde geschlagen geworfen, gerannt, geschwitzt und geflucht was das Baseballzeug und die Wadeln aushielten und noch mehr. So verausgabten sich ca 10% unseres Teams derart, daß sie zu Mittag keinen Bissen bis in den Magen transportieren konnten – so schwach waren sie. Der Nachmittag bot ein ähnliches Bild. Alle Übungen forderten unsere vollste Motivation und den Einsatz eines amerikanischen Kernreaktors am Abend der Übertragung des World-Series Finalspiels – 110 %. Letztere Zahl war dann doch eher der Geräuschpegel bei der abendlichen Nachbesprechung (in dB).
So., 2. Trainingstag – Motto: „I’ll sleep when I’m dead“
Das kleine Turnier gegen regionale Mannschaften am Sonntag verringerte keinesfalls unseren Enthusiasmus sondern eher unsere Beweglichkeit. Wir hatten schon einige Ausfälle zu beklagen und das Team sah aus wie ein Kriegsveteranenausflug in Tschechien. Unser erster Gegner war eine Mannschaft aus Chocen, die glaube ich – ich kann mich nicht mehr so klar erinnern – in der obersten Liga in Tschechien spielt und im letzten Jahr ein paar österreichische 1. Bundesligamannschaften betoniert hatte. Hah, dachte sich da der kleine Lawnmower, wie schön doch wieder mal Kanonenfutter zu sein. Seltsamerweise konnten wir in den ersten 3-4 Innings recht gut mithalten und immer 3-4 Punkte hinter Chocen bleiben. Erwähnenswert ist, daß Suna den besten Batter 1997 von Tschechien strike out machte. Gerüchteweise soll der nur mehr mit dunkler Brille und falschem Bart sein Haus verlassen. Im 5. oder 6. Inning zogen sie uns dann aber davon und gewannen das Match. No na net.
Am Nachmittag konnte keiner so richtig laufen, stehen oder gehen oder wollte es nicht, damit er für die nächtlichen Aktivitäten noch Kraft hatte (Krügelstemmen). Wir spielten gegen Mlade Buky, die uns mit jeder Aktion zeigte wo der Bartlcek den Most herholt und mußten eine hohe Niederlage einstecken.
Am Abend machte sich eine große Müdigkeit breit die mehrere Ursachen zu haben schien: 1. war das Training anstrengend, 2. sind Lawnmowers von Natur her unsportlich, 3. hatte die Revoluzzergruppe nur 3,5 Stunden geschlafen und 4. war die in 3. erwähnte Gruppe derart laut gewesen, daß auch der Rest nur 3.5 Stunden geschlafen hatte. So ging der eine Teil um 8.00 Uhr in die Heia, der Revoluzzerteil um halb eins. Um halb eins schlief dann übrigens auch die erste Gruppe ein.
Mo., 3. Trainingstag – Motto: „Spurt ist Murd“
Der 3. Tag glich dem 1. nur waren wir noch schwächer, kränklicher, gebrechlicher und blasser als vor zwei Tagen. Entfernungen waren plötzlich doppelt so lang, Bälle doppelt so schwer und der Körper ächzte, stöhnte und rülpste in einer Tur. Aber es half nichts, da mußten wir durch! An diesem Tag erklärte Franta das Training eine volle Stunde vor Trainingsende für beendet, wohl weil der müde Haufen des Trainers Augen beleidigte. Gut so.
Da dieser Abend der letzte unseres Trainingslagers war, entschloß sich die Revoluzzergruppe heute mal etwas später schlafen zu gehen und ein paar Bierchen zu trinken. Kreativ. Um Mitternacht war eine Geburtstagsparty für Wolfgang angesetzt. So entstiegen die bereits Schlafenden ihren Betten, die Revoluzzergruppe nahm Bier und Wein in die Hand und alle gingen in das Zimmer von Wolfi um ihn hoch leben zu lassen. Der hatte übrigens beste Laune. Gottseidank hatten wir ja unseren Dan.
Di., letzter Trainingstag – Motto: „daham is daham“
Am Vormittag wurde noch von allen eifrig trainiert. Obwohl einige ein bisschen ferngesteuert wirkten, kam doch ein passables Training zustande. Am Nachmittag packten sich die ersten zusammen und verließen den Ort des Leids, am frühen Abend folgte der Rest.
Abschließend möchte ich noch noch ein paar Danksagungen aussprechen.
Danke an…
…alle, die uns Revoluzzer unterstützten.
…Bruno, der durch einen Schrei Bettina wieder auf den Pfad der Tugend brachte,
…Hadmar, der Frantas Glauben in die Mannschaft bewahrte indem er sich strikt an dessen Trainingsplan hielt.
…die Mannschaft Mlade Buky, die nicht zu laut über uns lachten.
…den Rübezahl auf Valium, weil er uns das Leben erheiterte.
…Franta, weil er seinen Sohn und seine Tochter noch als solche akzeptiert.
…Franta, weil er dieses Trainingslager organisierte.
…Apollo 4 Fourty für ihren tollen, 6.19 langen Song mit dem tollen Text der das ganze Hotel so ab 23 Uhr in Entzückung versetzte *dum – dum – dumdum*.
…die Revoluzzer, die diesen Bericht mit 1,5 wöchiger Verspätung verfassten.
Oliver, Bettina, Dan, Andi, Didi (= Aufbereiter der Fragmente) – 21.4.1998 Once upon a time
Da war mal‘ ein Verein
Der bildete sich ein,
Ein Trainingslager muß es sein.
Mit 15 Leuten hoch zu Roß,
waren wir ein langer Troß.
Franta mit Bleifuß am Steuer
Das war Bruno nicht geheuer.
Wir kamen an und zwar sehr schnell,
doch leider nur im Karussell.
Denn lange fuhr’n wir nur im Kreise
Das fanden alle ziemlich .
Zum Essen gab es warme Wurst,
und danach etwas gegen Durst.
Uns lag es fern sehr viel zu saufen,
denn morgen sollten wir noch laufen.
Der erste Tag verging sehr flott,
jetzt kommt der Abend – Oh, mein Gott!
Es rieten uns die alten Hasen,
das Bier wirkt Wunder hier bei Blasen 1).
Am nächsten Tag man konnt es zu sehen
Da wollten wir zum Platz nur gehen.
Einzig Hadmar, der nicht säuft,
der läuft und läuft und läuft und läuft 2).
So mancher trank zuviel vom Wein,
und sperrt sich dann am Häusl ein.
Doch dort, wo ich sonst leise schiff‘,
klebt Zahnpasta am Klotürgriff.
1) Welche Blasen hier gemeint sind bleibt dem Leser überlassen.
2) An dieser Stelle möchten wir nachträglich die brennende Sohle an CF Hadmar Lang verleihen.
© Oliver