Off Season Report – von Altweitra bis graZ

Nach der verkürzten Coronasaison will dieses Jahr wieder ein geregelter(er) Ligaalltag im österreichischen Baseball einkehren. Am 15.1. eröffnete der Ligachef um 20:00 MEZ (noch liegen alle LLO-Vereine in der selben Zeitzone. Betonung auf „noch“, aber dazu später mehr 😉 ) die Ligasitzung der Landesliag Ost 2021. Lockdownbedingt online. Nach und nach ploppten die Mannschaftsverantwortlichen – für die Lawnmowers im Einsatz: Lionel Mace – in den ihnen zugeteilten Screens am Bildschirm auf und so manche Frauen der Vereinsentsandten fragte davor noch verführerisch: „Wann kommst du ins Bett?“. „Dreiviertelstunde Schatzal, sollt eh recht flott gehen.“ Naja, nein, es wurde doch zeitintensiver als angenommen. Es stellten sich im Laufe der Tagesordnung immer wieder große Stolpersteine und Fragezeichen in den Weg. Letztendlich konnten aber alle Unstimmigkeiten beseitigt und somit eine für alle Teams im großen und ganzen passende Lösung für den Spielbetrieb gefunden werden. Kurz vor 23 Uhr war die Sitzung beendet und die verführerischen Frauen von vor drei Stunden lagen schon schnarchend und sabbernd (Obacht, es gilt die Unschuldsvermutung!) im Tiefschlag (< freudscher Verschreiber?). Ja, neben all dem Ruhm und Reichtum ist das Leben eines Mannschaftsverantwortlichen doch härter als man glauben mag. Kaum vorzustellen welches Leid ein Ligaverantwortlicher durchleben muss und damit im Namen aller elf Vereine der Landesliga Ost ein großes Dankeschön an unseren Alex Schroll, welcher diesen Posten erneut übernimmt. Doch Moment? Was ist da gerade gestanden? Wie viele Vereine? Oida, Hawara, wos is da los?

Mannschaften

Die LLO 2021 ist mit elf – in Zahlen 11(!) – Teams, die größte Liga im österreichischen Baseball. Also auch größer als die Bundesliga, welche ja sogar in zwei Divisionen gesplittet ist. Werfen wir zunächst einmal einen Blick auf die Teams. Wo sind sie geografisch und wo waren sie 2020 tabellarisch zu Hause:

Traiskirchen Grasshoppers 2

  • Heimspielstätte: Hoppersfield
  • Traiskirchen (NÖ, Bezirk Baden)
  • LLO 2020: Platz 2

Vienna Lawnmowers

  • Heimspielstätte: Baseballplatz Freudenau
  • Wien (Bezirk Leopoldstadt)
  • LLO 2020: Platz 3

Stock City Cubs 2

  • Heimspielstätte: Cubs Field
  • Stockerau (NÖ, Bezirk Korneuburg)
  • LLO 2020: Platz 5

Woodquarter Red Devils

  • Heimspielstätte: Hell´s Gate
  • Unserfrau-Altweitra (NÖ, Bezirk Gmünd)
  • LLO 2020: Platz 6

Vienna Metrostars 2

  • Heimspielstätte: Baseballplatz Freudenau
  • Wien (Bezirk Leopoldstadt)
  • LLO 2020: Platz 7

Danube Titans

  • Heimspielstätte: Ravens Nest
  • Tulln (NÖ, Bezirk Tulln)
  • LLO 2020: Platz 8

Vienna Bucks

  • Heimspielstätte: ASKÖ Sportzentrum Spenadlwiese
  • Wien (Bezirk Leopoldstadt)
  • LLO 2020: Platz 9

Dirty Sox Graz 2

  • Heimspielstätte: Ballpark Graz
  • Graz (Stmk., Bezirk Graz-Andritz)
  • LLO 2020: –

Schremser Beers

  • Heimspielstätte: Beers Field
  • Eugenia (NÖ, Bezirk Gmünd)
  • LLO 2020: –

Schwechat Blue Bats 2

  • Heimspielstätte: Batsfield
  • Rannersdorf (NÖ, Bezirk Bruck an der Leitha)
  • LLO 2020: –

Vienna Hurricanes

  • Heimspielstätte: Ravens Nest
  • Tulln (NÖ, Bezirk Tulln)
  • LLO 2020: –

Dem aufmerksamen Leser ist bereits aufgefallen, das die letztjährig erst- und viertplatzierten Mannschaften fehlen. Für die Vienna Cyclones, welche im kleinen Finale an den Mowers scheiterten, war diese herbe Niederlage das wohl letzte Spiel ihres Bestehens. Der Verein, der ursprünglich aus den Piratas del Caribe 2 hervorgegangen war, hat den Spielbetrieb eingestellt. Die Meister von 2020, die Diving Ducks Wr. Neustadt 2, sind hingegen in die 2.Bundesliga Ost aufgestiegen. Abgestiegen aus eben dieser Liga sind sozusagen indirekt zwei Teams. Die Schremser Beers haben 2020 nicht mehr an der 2.BLO teilgenommen, ein Jahr pausiert und steigen jetzt in einer Spielgemeinschaft mit den Zwettler Originals, welche 2018 wegen Spielermangel aus dem Ligabetrieb ausgestiegen sind, neu in der LLO ein. Ebenfalls halb abgestiegen (freiwillig) sind die Vienna Mets, das zweite Team der Vienna Metrostars (Vienna Homerunners). Da deren dritte Mannschaft, die Freudenau Mets (früher Vienna Bulldogs) aber schon in der Landesliga vertreten waren, werden die beiden Farmteams zu einer Mannschaft zusammengelegt und fort an als Vienna Metrostars 2 geführt. Grund dafür war, laut eigenen Angaben, das man nicht mehr genug Spieler für drei Mannschaften zu Verfügung hat. Weiters neu in der Liga sind die Schwechat Blue Bats 2. Der Traditionsverein östlich von Wien wagt einen neuen Versuch eine zweite Mannschaft aufzubauen. Ebenso wie die dritte neue Mannschaft aus der fernen Steiermark. Die Dirty Sox, haben vor ein paar Jahren ihren Spielbetrieb wieder aufgenommen und nehmen seit dem in der Regionalliga Mitte teil – heute 2.Bundesliga Mitte. Da es aber in der Region keine Liga darunter gibt, bleibt den Grazern als einzige Möglichkeit das Farmteam zu installieren die Landesliga Ost. Abschließend begrüßen wir auch noch die Vienna Hurricanes in der Liga: „Dere!“. Die Mannschaft, hinter der sich die neue Sportunion Baseballschule Wien verbirgt, ist der einzige komplette Neuling im Baseball Austria Ligabetrieb dieses Jahr. Die restlichen Teams sind bekannte Bekannte vom Vorjahr.

Spielmodus

Es war der Wunsch der meisten Teams den Modus mit den Dreiertunieren auf sieben Innings beizubehalten. Da das bei elf Teams aber mit je einer Hin- und Rückrunde über die Belastungsgrenze einiger nicht so breit aufgestellter Vereine gehen würde, musste man sich einen etwas abgespecktere Version einfallen lassen. Nach rund eineinhalb Stunden mit vielen Ideen, Versionen, Visionen und einer Reihe an Abstimmungen, einigten sich die Mannschaftsvertreter auf eine komplette Hinrunde mit zehn Spielen an fünf Spieltagen und eine halbe Rückrunde. Das hat zwar den Nachteil, das nicht jedes Team zwei Mal auf jedes andere Team trifft, sondern nur auf manche doppelt. Doch immerhin konnte der breite Wunsch nach Abwechslung und somit jeder Mannschaft mindestens einmal gegenüber stehen zu können, erfüllt werden. Um den Teams aus dem Waldviertel bzw. aus Graz extra weite Anfahrten von bis zu vier Stunden pro Richtung zu ersparen, wird der Spielplan so gestaltet, das diese je bei einem Dreiertunier in Wien oder Umgebung aufeinander teffen. Quasi nach dem Motto: „Treff ma sich in da Mitte“. Nach Abschluss des Grunddurchgangs stehen die Playoffs auf dem Programm. Um die Spannung des Finaltuniers zu wahren, wurde für das Final Four der Spielmodus, welcher 2020 erstmals zum Einsatz kam (Page Playoff System), nach positiven Rückmeldungen beibehalten. Die Plätze 5-7 (mittleres Platzierungstunier) bzw. 8-10 (unteres Platzierungstunier) kehren hingegen zum Dreiertunier-Modus von vor 2020 zurück. Die Playoffs finden an zwei Spieltagen statt, was in Summe zehn Spieltag insgesamt zwischen Mai und Oktober bedeutet. Ein interessanter, von den Grazern eingebrachter Vorschlag, einer Zwischenrunde, wo die Grunddurchgangsplatzierten 3-6 um den Final Four Einzug spielen sollten, musste auf Grund der Terminknappheit und vor allem der im Osten sehr bescheidenen Platzverfügbarkeit auf Eis gelegt werden.

Neue Infrastruktur

Zwei nagelneue Baseballplätze werden diese Saison in der Landesliga Ost bespielt. Quasi Schlüsselfertig wird im Juni das neue Batsfield im Sportzentrum Schwechat in Rannersdorf fertiggestellt und eröffnet. Der neue Platz, welcher sich nur wenige Meter neben der 32 Jahre alten bisherigen Heimstätte befindet, wird nach sämtlichen internationalen Richtlinien errichtet, u.a. mit Flutlicht und auch einem neuen Nachwuchsfeld. Im Ballpark Graz ist die Farbe zwar schon langsam trocken, aber der Neubaugeruch ist noch längst nicht verflogen und das soll was heißen, bei der Anzahl an dreckigen Socken, die dort herum laufen. Im Sommer 2019 wurde der völlig neue Baseballplatz im Grazer Norden den Dirty Sox übergeben. Laut einer Wortmeldung bei der Ligasitzung, ist der Ballpark seit heuer mit einer neuen Brücke ausgestattet. Worüber diese führt, konnte nicht ganz geklärt werden. Sorry, wir sind erst bei „Steirisch für Anfänger“. Auch auf unserem Heimplatz sind über dem Winter die Baufahrzeug gerollt. Ein neuer Zaun, ein befestigter Weg von der Kantine zum Backstop und einige weitere Neuerungen machen aus dem von Gelsen besetzten und mit Eichenprozessionsspinnern verseuchten Baseballplatz Freudenau fast schon eine Baseballhochburg in Mitten der grünen Lunge Wiens. Zwar eine mit Gelsen besetzte und mit Eichenprozessionsspinnern verseuchte Hochburg, aber trotzdem. Besser Hochburg als Hüpfburg. Oder so. Keine Ahnung.

Jubiläumsjahr schlecht hin

Nicht nur die Lawnmowers feiern 2021 ein Jubiläum, nämlich das 25 jährige Vereinsbestehen, sondern auch einige Ligakonkurrenten. Sowohl die Cubs, als auch die Dirty Sox werden dieses Jahr 30 Jahre alt. Noch fünf Jahre älter werden die Bucks, welche 1986 das Licht der Baseballwelt erblickten. Ein relativ kleines Jubiläumchen erleben die Danube Titans. Die Klosterneuburger, welche ihre Spiele in Tulln austragen, werden heuer fünf Jahre alt.

Was haben die Mowers zu Sagen?

Positiv wurde von den Spielern den Lawnmowers aufgenommen, das der Spielmodus mit den Dreiertunieren und auch die durchschnittliche Anzahl an Spieltagen beibehalten werden konnte. Rekordspieler Didi Ackerl (Rekord weil die meisten Ligaspiele für die Mowers, nicht wegen Sponsoring durch eine bekannte Fensterfertigungsfirma) dazu: „Klingt gut, da bin ich dabei!“. Clemens Hlawatay stimmte ihm zu, doch emotionsloser fiel die Wortwahl des Captain aus: „Arrrr!“ Na Spaß: „Ja, passt gut.“, meinte dieser. Von den vier neuen Teams freut sich 3rd Baseman Michi Bittmann am meisten auf die Frischlinge aus der Steiermark: „Bin gespannt, vielleicht werfen die mit Kürbissen, schlagen mit Kukuruz Stauden und trinken Kernöl. Auch dachte ich bis jetzt dreckige Socken gehören in die Tonne?“ Damit wären auch alle Klischees bedient. Dario Krajnovic sieht speziell die nun vorherrschende Biervielfalt als sehr angenehm an: „Schremser, Weitraer, Ottakringer, Schwechater, Puntigamer,…, lauter gute Biere, hoffentlich sind die Kühlschränke der jeweiligen Kantinen gut gefüllt um auf den einen oder anderen Sieg anstoßen zu können.“ „Fehlt nur noch ein Team in Wieselburg an der Erlauf und der Hopfen ist gemalzt“, fügt sein Outfieldkollege Lionel Mace hinzu. Nüchterner betrachtet die Teamvielfalt Moritz Bammer. Der blaue Blitz von Laakirchen vermeldet selbstbewusst: „Egal gegen wem wir spielen, Hauptsache wir geben 100%!“. „Aber bitte nur mit 90%!“, ist von irgendwo beim Verteilerkreis Favoriten ein leises Echo zu entnehmen.