Off Season Report – Imperialblau

Um die Jahrtausendwende waren die Vienna Lawnmowers nach knapp fünf Jahren Vereinsdaseins in der Baseballszene etabliert. Aufstieg in die Regionalliga Ost, nebenbei wurde begonnen eine Nachwuchsarbeit aufzubauen und mit der Einführung einer zweiten Erwachsenenmannschaft hatte man von der Größe her selbst traditionsreichere Vereine hinter sich gelassen, quasi kleines großes blaues Imperium aufgebaut.

1998, also schon zwei Jahre nach der Gründung der Lawnmowers, war man bemüht Jugendliche für den Baseballsport zu begeistern. Etwa ein Duzent 12- bis 15-jährige Jungmäher tummelten sich gegen Ende des Jahres beim Nachwuchs-Hallentraining in einer eigens dafür angemieteten Halle im Westen Wiens. Übungsleiterkurse wurden absolviert, um den Gschroppen ein vielversprechenderes Training anbieten zu können. Durch viel Talent und Begeisterung konnte schon ein halbes Jahr später die aller erste Nachwuchsmannschaft der Mowers, mit Spielern wie Alex Schroll, Philipp Sutanto oder auch Andreas Chrastka, im Frühling 1999 am Spielbetrieb in der damaligen Jugendliga W-NÖ-B-St – ein übrigens sehr eingängiger Liga-Name – teilnehmen. Die Erweiterung des Vereins brachte auch erste Sponsoren mit sich, was auch notwendig war, da sich der Materialbedarf mit einem Mal plötzlich verdoppelte. LIBROmania, eine mittlerweile längst eingeganene Tochterfirma der Schreibwarenhändlerkette mit Lieber Augustin-Cover-Werbejingle, hatte damals beispielsweise das Jugendteam mit Trikots ausgerüstet. Mit Beginn des Hallentraining 2000/2001 waren die Nachwuchscoaches Hadmar Lang und Michel Fleck und Spieler Dominik Ferstl intensiv beschäftigt den Baseballsport in die Schulen zu bringen, um den Nachwuchssektor zu vergrößern. Mit großem Erfolg. Eine zweite Nachwuchsmannschaft, unter anderem mit der Simmeringer Nachwuchshoffnung Daniel Jelencsits oder dem heute zweimaligen LLO MVP Clemens Hlawaty, ging schon in der Saison 2001 in der Schülerliga an den Start.

Auch um den Emporkömmlingen der Jugendmannschaft eine Zukunftsoption zu schaffen, bzw. ausgewachsenen Quereinsteigern eine Möglichkeit zu bieten und nicht gleich in den harten Regionalliga-Alltag fallen zu lassen, wurde 2002 eine zweite Erwachsenenmannschaft geschaffen. Sehr zu vorkommend war eine Ligareform, welche durch die Auflösung der Regionalliga Süd passieren musste. Dadurch, das die übrigen RLO Süd Teams mit den besten Ostteams nun die Regionalliga Ost bildeten, wodurch die schlechteren Ostteams in die Landesliga verbannt wurden, ergab sich in der LLO ein Überangebot an Mannschaften, weshalb diese noch einmal der stärke nach unterteilt wurde. So wurde praktischerweise den Lawnmowers 2 eine perfekte Einstiegsliga geboten. Die Gegner in dieser 2.Landesliga Ost waren damals die Vienna Bulldogs, welche im Winter mit zu den Homerunners integrierten und seit dem als drittes Farmteam geführt wurden. Dieses dritte Farmteam hatte übrigens bis letztes Jahr bestand, bis ca. 2017 als Bulldogs, ab dann bis 2020 als Freudenau Mets. Weiters die zweite Mannschaft der Tulln Ravens und die noch ganz frischen Woodquarter Red Devils. Diese Ligareform hat den Lawnmowers übrigens gleich doppelt geholfen, da die Lawnmowers 1 in der stärkeren RLO eine katastrophale Saison mit elf Niederlagen und nur einem Sieg fabrizierten, bedeutete das den Abstieg. Hätte es nur eine Landesliga darunter gegeben, wäre das vermutlich das schnelle Ende der Lawnmowers 2 nach nur einem Jahr gewesen.

Aber es kam ja zum Glück anders und dann ins Rollen. 2003 der sensationelle Wiederaufstieg der Lawnmowers 1 ohne Niederlage. Die Lawnmowers 2 sumperten in der 2.LLO so dahin, wodurch die Anfänger und Jugendspieler Matchpraxis sammeln konnten. Und die Nachwuchsarbeit funktionierte sowohl in der Schülerliga, als auch in der Jugendliga und die älteren Schüler nahmen gemeinsam mit den jüngeren Jugendlichen parallel auch noch in der Ponyliga teil. Die Kampfmannschaft konnte sich über die Jahre in der RLO behaupten. Die Vienna Lawnmowers, ein Großverein, jedoch noch ohne Größenwahn.

Betonung auf noch, denn dunkle Wolken ziehen auf über dem Land wo die Schoschonen schön wohnen. Schönwetter bringt nun mal Gewitter mit sich. Mit dieser meteorologischen Metapher lässt sich das Geschehen wohl am besten beschreiben. Die Lawnmowers haben sich schon früh in ihrer Vereinsgeschichte entschieden, nicht in eine österreichweite Bundesliga aufzusteigen. Grund dafür war, der damit verbundene Aufwand. Viele Spiele, weite Anfahrten. Primär sollte es immer in erster Linie um den Spaß am Baseball gehen. Jedoch arbeitete man im Verein mittlerweile gut, zu gut. Man brachte sogar einige Nachwuchsnationalspieler hervor. Der Nachteil: Diese wollten höher hinauf als nur in die Regionalliga. So sahen diese ihre Zukunft eher z.B. bei den Wanderers. Auch einige Spieler der ersten Mannschaft dachten mittlerweile weiter. Aus einer Kampfmannschaft, wurde eine Mannschaft aus Einzelkämpfern. Der Lawnmowers-Spirit war im Dugout der Lawnmowers 1 verschwunden. Sicher auch, weil viele Spieler der ersten Generation nicht mehr an Bord waren, die waren mittlerweile in den 30ern und standen mehr im Berufs- oder Familienleben und hatten dadurch gerade noch mehr nötige die Zeit um ab und an die Lawnmowers 2 zu verstärken. Gewinnen, man muss gewinnen, Erfolg muss her. Diese Einstellung einiger, spaltete dieses erste Mannschaft. Obwohl man qualitativ sicher eine sehr gute Mannschaft gehabt hätte, blieb darum der Erfolg aus. Vielen ehemaligen Jugendspielern fehlte auch die Motivation und verließen den Verein, auch weil sie in der Regionalliga kein Leiberl hatten. Nur die besten sollten Spielen. Gewinnen, Erfolg muss her. Erstmals hatte man auch keine Schülermannschaft mehr. Der stetige Aufwand, Jahr um Jahr in den Schulen neue Spieler zu finden, war nach der Anfangseuphorie dann doch zu groß geworden. Die U12 Spieler bleiben von Natur aus schließlich auch nicht ewig Unter 12 Jahre. Eine Jugendmannschaft blieb vorerst weiter bestehen.

2008 war dann das Schicksalsjahr des „blauen Imperiums“. Die grüne Revolution war in Vorbereitung. Die Vienna Bucks brachten Pläne aus der Schreibtischlade, die gerade zu maßgeschneidert für Erfolg-Suchende im Großraum Wien waren. So war schon zur Hälfte der Saison klar, das nahe zu alle Spieler der Lawnmowers 1 den Verein dorthin verlassen werden. Das Ergebnis war der letzte Platz in der RLO. Auch um die Lawnmowers 2 stand es schlecht. Dort passte zwar die Stimmung, jedoch der Spieler-/Pitchermangel war das Hauptproblem des Farmteams. Selbiges galt für die Jugend. Die meisten Spieler würden im Jahr darauf zu alten werden. Nur vier Spieler – drei davon Anfänger – wären vom Alter her noch spielberechtigt gewesen.

Die Zeichen standen auf Umbruch. Von Imperialblau zu Royalblau. Ein Umbruch, der – im nachhinein betrachtet – für diesen Verein nicht besser hätte sein können. Sicher ist es schade, das die einst so erfolgreiche Nachwuchsarbeit eingestellt werden musste, aber es war zu diesem Zeitpunkt schlicht der richtige Schritt. Der Mix aus Überbleibseln aller Lawnmowers Mannschaften – LM1, LM2 und Jugend – zusammen mit immer wieder neuen Quereinsteigern jeden Alters entwickelte sich zu einem gefestigten Landesliga Team mit einem Gesicht, aber das ist ein anderer Off Season Report…