Austauschstudent. Per Definition ein Student, der einen Studienaufenthalt für meist ein bis zwei Semester in einem anderen Land als dem, in dem das Studium aufgenommen wurde und normalerweise auch abgeschlossen werden kann, vollzieht. Im Mannschaftssport bezeichnet man sowas als Legionär, also ein Spieler, der seine professionelle, sportliche Tätigkeit außerhalb seines Heimatlandes weiter nachgeht. Der Begriff stammt ursprünglich aus dem Militärjargon und ist gleichbedeutend mit dem eher abwertend verwendeten Wort Söldner. Den Ursprung – da werden jetzt sämtliche Asterixsympathisanten klugscheißend mit nach oben gestreckten Zeigefinger ihre Mitmenschen belehren – hat das Wort im römischen. Der Legionssoldat oder auch Legionarius der Römischen Legion, – Ave Caeser!- wobei die Ableitung für den Sport eher der neuzeitigeren Bedeutung entstammt, nämlich die Bezeichnung der Soldaten einer Fremdenlegion, wie es sie beispielsweise in Frankreich gibt. Also eine Kompanie, z.B. an Fallschirmspringern, voller ausländischen Soldaten, im Dienste Galliens.
Auch in der Geschichte der Vienna Lawnmowers gab und gibt es immer wieder Legionäre – nicht zu Verwechseln mit Legionellen, Ave Durchfall. Allerdings muss man da etwas unterscheiden. Nicht jeder Spieler mit einer anderen Nationalität ist gleich ein lupenreiner Legionär. Vergleichbar mit Homerun und Inside-the-Park Homerun. Einige dieser Spieler, darunter auch Amerikaner, – Spieler der Frühzeit erinnern sich vielleicht an wem bestimmten – haben erst bei den Mowers das Baseballspielen gelernt und zählen darum nicht hundertprozentig als Legionär, zumindest für den OSR. Weil, wie oben gelesen: „…seine professionelle, sportliche Tätigkeit außerhalb seines Heimatlandes weiter nachgeht“. Solche „falschen“ Legionäre gibt es übrigens auch im aktuellen Kader, wie Catcher Luca von Ameln (GER) oder die Outfielder Peter Griffiths (GBR) und Dario Krajnovic (CRO).
Oft waren bzw. sind die Legionäre der Lawnmowers Studenten. Sie haben in ihren Heimatland bereits vereinsmäßig Baseball gespielt, wollen das während ihres Auslandsstudiums fortführen und googlen darum nach einem lokalem Verein. So hat auch Moritz Bammer (Lawnmowers Pitcher des Jahres 2021) aus dem weitentfernten, orientalischen, obersten Österreich seinen Weg zu uns gefunden. Das Handwerk gelernt in Attnang schlüpft er nun seit seinem Studienantritt an der Uni Wien ins blaue Lawnmowers Trikot. Er ist jedoch nicht der erste Legionär aus diesem exotischen Land, der diesen Weg geht: Während seiner Studienzeit in der Bundeshauptstadt in den Jahren 2009 und 2010 heuerte Markus Öllinger bei den Mowers an. Der gelernte Catcher wurde ausgebildet bei einen oberösterreichischen Verein, den es mittlerweile nicht mehr gibt. Das ist keine sehr präzise Angabe, die Recherche bezieht sich hierbei jedoch auf einen Erinnerungsfetzten aus einer Unterhaltung vor knapp 12 Jahren. Öllinger kam dem Verein zu dieser Zeit gerade recht! In der ersten Saison nach dem Umbruch fehlte es an keiner Position so sehr, wie unter der Hocklern. Der Oberösterreicher wurde daher direkt am nächsten Wochenende erst ins Batmobil nach Alt-Weitra und anschließend hinter die Plate gesetzt. Ok, schon klar. Bevor die Perfektionisten unter der treuen Leserschaft jetzt unrund werden: Ein Oberösterreicher ist auch kein richtiger Legionär, aber immerhin schon ein bisserl richtiger als ein falscher Legionär.
Aus nicht ganz so exotischen Ländern, wie die oberösterreichischen Legionäre, sprich aus dem richtigen Ausland, kamen eh noch andere, also sozusagen jetzt die richtig richtigen Legionäre. Einige auch nur für eine Saison oder gar noch weniger. Auf nicht mehr als acht Spiele für die Lawnmowers schafften es der Schweizer Tom Wicky und der Hamburger Jan Hendrik Stahlberg. Ein Spiel mehr auf dem blau-weißen Buckel hatte der Outfielder Carlos Jesus Santos Elwin. 2013 schloss sich der Latheinamerikaner, welcher schnell den umgangssprachlichen Spitznamen „Koarl“ erhielt, dem Verein an. Nach der ersten Liga-Begegnung mit den Piratas del Caribe war jedoch klar, das er auf Grund der einfacheren Verständigung mit den Teamkollegen nach Ablauf der Saison zu den karibischen Seemännern wechseln würde. Bei sechs Einsätzen hält Jaryd Mercer. In der Schweiz geboren, in den USA gelebt und dort auch an der Junior High Baseball gespielt, kam er in der verkürzten Corona-Saison 2020 nach Wien. Der 18-Jährige überzeugte vom ersten Tag an. Wurde gleich zum neuen Lead Off Hitter. Für viele war er die große Zukunftshoffnung, bis er sich bei einem Trainingsunfall schlimme Verletzungen im Knie und an der Hand zuzog und deshalb sogar für die gesamte Saison 2021 ausfiel. Mit dem Herbstsemester ging Mercer dann zum Studieren nach England, womit (voerst?) keine weiteren Einsätze folgen werden. Rekord Legionär, auf die kürzeste Vereinszugehörigkeit bezogen, ist übrigens der Finne Jukka Peltonen. 2008 absolvierte der damalige Student zwei Spiele für die Lawnmowers II in der LLO und ebenso zwei Spiele für die erste Mannschaft in der RLO.
Aber es gibt auch Legionäre, die dem Verein länger treu geblieben sind. Auf 19 Spiele kam Gregory Gaines, der zwischen 2012 und 2013 seine Erfahrung und Sprechlaune bei den Lawnmowers zwischenparkte, denn für den US-Pitcher waren die Mowers nicht die erste Station in Österreich und auch nicht die Letzte. Gegenwärtig spielt der mittlerweile 56-Jährige für die Woodquarter Red Devils und laboriert an einer Rückenverletzung. Gute Besserung auf diesem Weg! Noch wesentlich länger dabei waren die Deutschen Dawid Krawetkowski (32 Spiele) und Philipp Wilhelm (42 Spiele), sowie der Slowake Tomas Brezovsky, welcher mit 44 Spielen den Rekord für die meisten Einsätze aller Lawnmower-Legionäre hält und zwei Jahre sogar als Manager der 1.Mannschaft im Verein aktiv war. Alle drei waren in den späten 00er Jahren Teil der Regionalligamannschaft und wechselten nach der Saison 2008 zu den Vienna Bucks, wo zumindest Wilhelm immer noch aktiv ist. Brezovsky verließ die Bucks nach dem gescheiterten Bundesliga-Aufstieg wieder und heuerte bei den Vienna Wanderers an. Krawetkowski machte Karriere als Umpire, bildete neue Umps aus und war als Unparteiischer sogar bei EM-Tunieren im Einsatz. Als er in seinem letzten LM-Jahr 2008 Aushilfsweise bei der zweiten Mannschaft als Basecoach dabei war, führte er erstmals die sogenannten „Berliner Signs“ ein. Mitgebracht hatte er diese – wie der Name sagt – aus seiner Zeit bei einem Verein in Berlin. Beim Zeichen geben war dabei völlig egal, was der Basecoach so vor sich hin deutete und fuchtelte. Für den Batter und die Runner war einzig die Richtung, in die er dabei wankte interessant. Ging der Basecoach währenddessen ein Stück nach vorne, so bedeutete das „Stealing“, zur Seite „Bunt“ und nach hinten „Hit and Run“. Die Berliner Signs wurden auch noch Jahre nach dem der Deutsche den Verein verlassen hatte bei den Lawnmowers weitergeführt und erhielten – obwohl bei einigen gar nicht so beliebt – gewissermaßen Kultstatus.
In der aktuellen Mannschaft befindet sich nur ein einziger waschechter Legionär. Der US-Amerikaner Elijah Crowder kam im Frühling 2021 jedoch nicht direkt von einem US-Verein, – aus der MLB? Man müsste ihn fragen – sondern nahm davor noch einen längeren einem Umweg über die Vienna Metrostars. Der 43-Jährige, nahm zu Saisonbeginn den Platz an der 1st Base ein und dürfte sich bei den Andi Amours sichtlich wohl fühlen, wie aus einer Stellungnahme in einem veröffentlichen Chatprotokoll hervorgeht: „Been awesome season for me an I´ve enjoyed every minute of it. Cheers to next year.“
Legionäre „einkaufen“ – Eine Praxis die sowohl in der Bundesliga, wie in der 2.Bundesliga mittlerweile gängig ist. Besonders für die Pitcher-Position werden regelmäßig Importe aus den USA, Kanada, Latheinameriker oder auch Australien für ein oder zwei Jahre nach Österreich gelockt. „Legionäre zum Angriff, beim Teutates!“. Im Vergleich zu anderen Sportarten fließt dabei jedoch nicht das große Geld und auch Prozente für schmierige Spielerberater bleiben aus. Eher wird eine Wohnung in der Nähe des Ballparks für den Star, der als kleines Kind in den Gatorade-Kanister gefallen ist, gemietet und Essensgeld und bisserl was für die Lebenserhaltungskosten wird zu geschossen. Im Gegenzug soll der Legionär im Verein mithelfen das sportliche Niveau zu erhöhen, z.B. als Jugendcoach, und natürlich super Leistungen bringen. Um eine Fremdenlegion in den österreichischen Ligen zu verhindern und somit den heimischen Talenten bessere Chancen zu bieten, gibt es jedoch ein paar Regelungen seitens des Verbandes, die das Einsätzen ausländischer Spieler im Rahmen hält.
Die Lawnmowers haben in ihrer Geschichte übrigens noch niemals für einen Legionär oder sonst einen Spieler – wurscht ob aus LA oder Laakirchen – ins Geldbörserl gegriffen. Das gehört sich auch erstens nicht in der Landesliga und zweitens deckt sich das nicht mit den Überzeugungen des Vereins. Drittens ist es nicht gerecht, das Spieler, die brav ihren Mitgliedsbeitrag zahlen, von der Bank aus zuschauen, wie ein Spieler die mit ebendiesen Mitgliedsbeitrag eingekauft wurde, statt ihm spielt. Ein Punkt, an dem schon so mancher Verein auch zerbrochen ist.